Es ist Juli 2011. Sommer: „unser Debütalbum „vice versa“ ist fertig! Leider ist es auch das Abschiedsalbum…“. Ähem. Nö! Dann stellt sich Ernüchterung ein. Irgendwann. Faraday haben 2007 die EP „Dying Art Of Composure“ herausgebracht und seitdem wartete ich auf eine Album. Man denkt ja immer bei vielversprechenden EPs, dass durchbrechende Album erreicht recht schnell die Hörer schafft. Aber dann verstummt die Band. Kaum Beiträge auf myspace, blogs etc. Und dabei kleineren Bands die Informationslage doch dann eher dürftig ist und oftmals nur lokal etwas zu erfahren ist, musste ich davon ausgehen, dass Faraday still und heimlich die Verstärker ausgestellt haben und nun Schluss ist.
Doch nun – vier Jahre nachdem ich die EP hier zum Album der Woche erklärte – werde ich überrascht. Zum einen, weil doch ein Album produziert wurde, zum anderen, weil es sowohl das ersehnte Debütalbum aber auch das Abschiedsalbum der Band ist. So ist das mit heimlichen Lieben. Man wird wohl nie ganz enttäuscht.
Wie präsentiert sich nun „Vice Versa“? Zunächst knüpft es nahtlos an die EP aus dem Jahre 2007 an. Viele schöne Ideen, spannende Post-Rock-Strukturen, immer wieder das Spiel zwischen Abwarten, Aufbauen und Losschlagen, was diese Musik so spannend macht. Vielleicht sind ein wenig die expressiveren Ausleger zurückgedrängt worden, die auf Dying art of composure“ noch verstärkter im Vordergrund standen. Auf „Vice versa“ hält sich das Schlagzeug zurück, der Sprechgesang wird behutsamer eingesetzt und auch die shouts sind merklich reduziert. Man vergleich einfach mal „Dont‘ drink and dial“ aus dem Jahre 2007 (wenn man denn die EP noch zur Hand hat) und „Apause“ von der neuen Platte. Der verspielte Post-Rock steht im Vordergrund und auch die Indiestrukturen – das Angepasste – treten deutlicher hervor.
Nichtsdestotrotz bleibt Faraday mit ihrem ersten und letzten Album dem gewohnten, spannenden Gemisch aus Post-Rock, Indie und Emo treu und auch im Jahre 2011 sind sie eine kleine Assozitationsweckungsmaschine zwischen Bands all dieser Genre. Schon gleich der Opener „More A.M.“ mit leicht befremdlichen Einstieg, holt einen nach wenigen Sekunden im Jahre 2007 ab. Mit vielen Gitarren und ordentlich Druck findet man sich sofort im Faraday-Universum zurecht. Harmonie, Tempowechsel vor einer wunderbar dahingrollenden Grundstruktur. Doch trotz des gesamten Variantenreichtumes des Gitarrenspiels mit Melodien und Harmonien und der Rückbesinnung auf das Genregemisches bleibt das Album doch an manchen Stellen harmlos, zwar begeisternd, aber eben nicht allzu überraschend. Wenn die Karriere der Band weitergehen würde, dann wäre hier noch Luft nach oben.
Schade, dass es das letzte Kapitel der Band ist. Aber gut, dass es trotz des allgemeinen Härteverlustes so ein gutes und ausgewogenes ist. Das Album gibt es für einen „den-suche-ich-mir-selbst-aus-Preis“ bei bandcamp.
31.08.2011 at 10:02
Dass hier Post-Rock-Freunde bedient werden könnten, hat mich neugierig gemacht, aber dann habe ich in „More A.M.“ reingehört und mich sofort am Gesang gestört – nicht etwa an der Qualität der Stimme, sondern an ihrer Anwesenheit. Der Gesang legt die Musik auf etwas fest und das ist das Manko, dessen sich der Post-Rock ja entledigt hat: eine definitive Aussage wird nicht mehr angepeilt, dafür bleibt Raum für die Phantasie des Hörers.
Es hört sich nach Post-Rock an und klingt auch wirklich gut, verliert für mich aber durch den Gesang an Tiefe.