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Bürogeflüster…

Manchmal bin ich froh, dass ich mit meiner Wut nicht alleine bin. Im Gespräch mit zahlreichen Freunden ereifere ich mich immer wieder über die Sinnlosigkeit von Pratika. Immer höre ich von Freunden wie sinnlos und langweilig ihre Praktikumsarbeitstage sind und eine wesentliche Aufgabe darin besteht, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Wenn ich von so etwas höre, dann kommen mir immer wieder diese zahlreichen, jungen Leute in den Sinn, die ihre Semesterferien dafür nutzen, Praktika wahrzunehmen, um den Arbeitsalltag und oftmals das projektbezogene Arbeiten kennenzulernen. Man konnte mich schon überzeugen, dass es irgend einen Sinn hat. Vielleicht, um zu wissen, was man selbst will oder vielmehr, was man nicht im Bürowill. Ich sehe es nun langsam auch irgendwie als richtig an, ein Praktikum zu machen.

Was ich wiederum nicht verstehen kann, ist dann aber Gratismentalität, die bei Unternehmen (großen wie kleinen) in diesem Bereich herrscht. Sonst, macht eine Firma auch keinen Finger krum, wenn nicht Geld fließt oder fließen könnte. Schließlich stellt ein Praktikant – richtig in den Arbeitsalltag eingebunden – einen zusätzlichen Mitarbeiter dar, der durchaus auch Werte und Umsatz für die jeweiligen Firmen generieren kann.

Sicherlich gibt es ein Überangebot an Geistes- und Sozialwissenschaftlern, was einen enormen Konkurrenzdruck erzeugt, der Vergütungen in das Nichts rutschen lässt. Aber wo bleibt bei den Praktikanten die Ehre? Wieso lassen sie sich so einfach ausbeuten, nur um einen weiteren Punkt im Lebenslauf einzufügen, eine neue Station, die trotzdem für den Personalchef des möglichen, späteren Arbeitgeber irgendwie immer kryptisch bleibt?

Drum finde ich es immer wieder schön, wenn auch andere das Empfinden bekommen, dass unbezahlte Praktika nichts anderes sind als unbezahlte Arbeit so heute Thomas Peil vom Textdepot.

Ich für mich selbst, habe den Weg gewählt mein außeruniversitäre Zeit, nicht mit Firmen und Praktika zu vergeuden, sondern bei verschiedenen Projekten mitzuarbeiten. Schließlich lerne ich bei cellu l’art, im Akrützel oder auch über tageausglas genauso viel… und mache obendrein genau das, was ich will. Leider oftmals noch unbezahlt… 😉

Im Zusammenhang mit Praktika noch ein Hinweis auf das Projekt „fairwork“, dass sich mit den Rechten von Praktikanten auseinandersetzt.

7 Kommentare

  1. hm, praktika als netter punkt im lebenslauf hat ja ggf. noch irgendeine berechtigung, sofern man sich das antun mag, wenns aber prüfungsordnungstechnisch vorgeschrieben ist mind. 12 wochen unentgeldliche ausbeute über sich ergehen zu lassen, dann wirds m.E.n. bitter.
    oh, natürlich ist die wochenlange praktikumsplatzsuche mit kompetenzerwerb bezüglich herausragend kreativer bewerbungen und spontanem schauspielern beim bewerbungsgespräch inklusive und vermutlich gerade als geistes-und sozialwissenschaftler auch dringend von nöten.^^.

  2. Marcus

    08.08.2007 at 11:01

    Jupp, vorgeschrieben ist wirklich bitter. An diese zusätzlichen Kompetenzen habe ich gar nicht gedacht, stimmt aber. Nur muss ich diesen Beiträge ständig überlesen, sonst werde ich wieder aggressiv und schreibe vielleicht den nächsten zum Thema und dann wirds einseitig und das wollen wir ja nicht. 😀

  3. Es gibt kein „Überangebot“ an Sozial- und Geisteswissenschaftlern. Die Wirtschaft hat bis jetzt nur nicht ganz begriffen, wie sie die sinnvoll in ihren Strukturen einsetzen kann und welches ergänzende Potential Nicht-BWLer haben.
    Ich hoffe, das ändert sich mit der Zeit (glaube aber nicht so recht dran).

  4. Interessante Sichtweise, wenn ich aber die vollgestopften Germanistik/Sprachwissenschaftsvorlesungen (und in der Soziologie soll es nicht minder weniger sein – habbich gehört 😉 ), dann kann ich das nicht recht glauben. Aber, wie du bereits gelesen hast, hab ich von Praktika keinerlei Ahnung…

  5. Nur manchmal bist du froh, mit deiner Wut nicht allein zu sein? Mir ist es noch jedes Mal eine Erleichterung gewesen – und meist verfliegt durch solche Mitteilung ja auch das miese Beiwerk der Wut.

    (Falls ich einen Einleitungssatz zu wichtig und wörtlich genommen habe, entschuldige 🙂 )

  6. Marcus

    08.08.2007 at 17:51

    Jetzt bin ich verwirrt, kann aber auch an diesem beschissenen Tag liegen. 😀

  7. Don’t blame the day!

    Wut ist ja nicht nur ein produktives Gefühl, sondern kann einen ganz schön martern – wie ja schon der Grund für die Wut. Wenn man dann feststellt, jemand teilt den eigenen Groll auf dieses oder jenes, entlastet das, es verbindet mit den Mitgrollenden und macht ne gemeinsame Front auf. So fangen Bewegungen an 😀

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