Sept. 1997; 23:21 Uhr:
„Klein-Marcus ist gerade beschäftigt. Vor seinem Panasonic-CD-Cassetten-Player liegt ein riesiger Stapel CDs. Er sortiert gerade, liest die Cover-Playlisten und überlegt. Klein-Marcus stellt gerade ein Mixtape zusammen. Doch das ist nicht einfach. Man muss einen guten Einstieg bringen. Neben einem rechte bekannten Lied, waren auch immer kurze Instrumentalstücke, so der Opener der Smashing Pumpkins auf ihrer Mellon Collie. Danach bevorzugte ich immer eine Sinus-Kurve. Diese bezeichnete den Spannungsanstieg im Tape selbst. Der also von langsameren Lieder, zu „Übergangsliedern“ (ein perfektes Stück ist dabei auch „Soma“ von der Siamese Dream) bis hin zu den Krachern, tanzbaren, eingängigen Nummern. Nebenbei muss auch auf die Kommerzialität des Bandes geblickt werden. Neben unbekannten Songs, die dazu dienen die Freunde auf einen bestimmten Künstler oder auf eine bestimmte Band aufmerksam zu machen, wird auch immer vorausgesetzt, dass bekannter oder auch ein oder zwei Smashhits dabei sind. Wenn man dann die Zeit durchgerechnet hatte, um zu überprüfen, ob die Songs auch alle draufpassen, widmete man sich der Covergestaltung, die nun passend zur Stimmung des Tapes abgestimmt werden musst. Ins Inlay kamen dann noch die Artist und Songnamen und fertig.“
Später besaß man dann einen PC. Hingegen der landläufigen Meinung, dass der PC die Mixtapes tötete, brachte der das ganze nur auf eine andere Stufe.
Man brannte jetzt CDs. Man suchte sich am Rechner Musik aus, die man vorher von gekauften CDs rippte. Entscheidend war, dass die Zusammenstellung nun keinen „Seitenwechsel-Bruch“ mehr hatte (obwohl natürlich die Auto-Reverse-Walkmen diesen auch schon fast vollständig aufgelöst hatten) und auch die Playlist entweder um 20 Minuten erhöhte (vgl. 60 min-Cassetten) oder um ca. 10 bzw. 20 Minuten kürzer wurde (vgl. 90 oder 100 min-Cassetten). Somit war ausgeschlossen, dass man die alten Mixtapes auf die neuen Medien übertragen. Dies war ja auch gar nicht notwendig, da ein Mixtape sowieso ein Unikat darstellen sollte und somit nie ein zweites Mal zum Einsatz kam.
Der Tod des klassischen Mixtape, dass in so vielen Bücher (Vielleicht lieber morgen, Soloalbum, High Fidelity) beschrieben wurde, kam dann erst als sich das mp3-Format mit all seinen Vorzugen oder auch Nachteilen durchsetzt.
Durch die beliebige Kopierbarkeit der Musik im Dateiformat verlor das Mixtape an Bedeutung. Man kopierte wahllos das ganze Album des Künstlers oder ganze Verzeichnisse. Zusätzlich verdrängte die CD und das mp3-Format das klassische Tape. Durch mp3-Player, die oftmals keine Playlisten spielen konnten, lagen die Songs auch ohne emotionale Ordnung auf den Geräten.
Durch Ipods, Irivers und viele andere moderne mp3-Player, ist es aber endlich wieder möglich Playlisten unterwegs abzuspielen. Somit könnte das Mixtape 2.0 wieder Einzug in den Hörgewohnheiten der Menschen bekommen. Vielleicht auch wieder als Geschenk, wie früher war, über die Download-Möglichkeit der Musicportale?
Schön ist eigentlich, dass die eigentliche Schwierigkeit des Tapeerstellens erhalten bleibt. Trotz aller Möglichkeiten, die Itunes, Winamp, last.fm bieten, muss man die Songs schön gehört haben und den Geschmack seines Mixtape-Kandidaten kennen bzw. erahnen können.
Das letzte Mixtape, dass ich erhalten habe, hieß „urban plaisiers“ und stammte vom lieben Klingsor. Ich höre es noch heute gerne unterwegs auf dem Ipod.
Aus diesem Anlass gebe ich heute meine kleine „Urbandesire-schreibt-Mixtape-Blog-Eintrag-Playlist“ zum Besten:
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The Killers – When You Were Young (3:37)
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Boysetsfire – My Life In The Knife Trade (4:59)
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Muse – Starlight (4:00)
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Funeral For A Friend – Juneau (Acoustic) (4:21)
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Thursday – A Hole In The World (3:27)
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Boysetsfire – Empire (3:37)
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Walls Of Jericho – No Saving Me (4:08)
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Alexisonfire – We Are The Sound (3:42)
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Clarity – A Single Silver Rose (3:27)
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Pedro The Lion – Promises (2:19)
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Downpilot – High Water Mark (5:34)
22.09.2006 at 11:13
he he junger freund der guten musik, heißen die nicht pedro the lion statt line??
mixtapes sind eine heikle sache, die gefühls-führung muss dabei auch beachtet werden. die emo-dynamik quasi. wer allerdings auf seinem mp3 abspielgerät den shuffle einstellt, kann ein ausgegrübeltes gedankengut in 2 sekunden zerstören. 😉
22.09.2006 at 12:17
grüß dich clarapop… jupp pedro the lion heißen pedro the lion…damn… tippfehler, danke für den hinweis, habs korrigiert. 😉
Neben der allgemeinen Gefühlsführung sind imho auch die Übergänge zwischen den Songs sehr entscheidend. Denn nicht jeder Song der ruhig beginnt endet auch so… z.B. New End Original mit Better Than Ever oder Smashing Pumpkins mit Soma. Somit ist es wirklich eine Kunst ein schönes oder gar perfektes Mixtape zusammenzustellen.
Und auch gebe ich dir recht, dass die Shuffle-Funktion der Tod des wohldurchdachten und durcharrangierten Mixtape-Playlist ist.
Also; Nimm mein Mixtape, Babe. 😀
22.09.2006 at 12:40
hihi 😉
damit kann man prima die zeit bis zum neuen killers album geschmeidig verbringen.