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Kategorie: Menschen (Seite 2 von 10)

Linksammlung: Abschaltung des Internets durch die Telekom

Es gibt auch noch ein paar eigene Gedanken zum aktuellen Thema: Funktional kaputtes Internet bei der Telekom.

  • IMHO: Die Telekom will Kontrolle über Inhalte im Internet – Golem.de – „Damit wird der Zugang zum Internet, den man auch als Menschenrecht betrachten kann, mit Inhalten verknüpft, die vom selben Anbieter stammen. Für Telekom-Kunden gibt es künftig ein schnelles Internet, in dem der Provider bestimmt, was läuft, und ein langsames, das dem entspricht, was die Kunden ungedrosselter Provider sehen. Auch wenn der Konzern das noch so sehr leugnen mag: Das bedeutet das Ende von Netzneutralität.“
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  • Die Kartellbehörden sollten die Telekompläne überprüfen: Der Gesetzgeber muss einschreiten – taz.de – „Das Internet hat immer davon gelebt, dass das Webangebot einer kleinen Zeitung in Asien ebenso einfach abrufbar ist wie das Angebot der New York Times. Damit das auch bei kommenden Videoservices so bleibt, ist jetzt der Gesetzgeber gefordert. Er muss die Pläne der Telekom stoppen und echte Internetzugänge ohne Benachteiligung einzelner Dienste gesetzlich verankern.“

    tags: taz telekom netzneutralität drossel internet

  • Kommentar: Die Maske fällt – Die Telekom, die Bandbreitendrossel und die Netzneutralität – heise online – „Die Kunden sind keine unersättlichen Gierschlünde, die alles gratis haben wollen. Die bezahlen bereits viel Geld an die Telekom: 12,5 Millionen DSL-Kunden dürften dem Konzern überschlägig geschätzt pro Monat rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz bringen. Und die Wettbewerber zahlen zusätzlich an die Telekom, für die Nutzung deren Infrastruktur. „Der Markt wird es richten“, hört man immer wieder, wenn man einfordert, Netzneutralität gesetzlich festzuschreiben. Das wird nicht funktionieren.“

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  • Drosselung: Die Daten-Diät der Telekom dürfte viele darben lassen – Zeit Online – „Es sollen nur die „Kunden mit sehr hohem Datenaufkommen“ betroffen sein, so die Telekom. Doch sind das im Zweifel mehr als gedacht. Schon heute erreichen viele diese Grenze, auch ohne dass sie datenintensive Anwendungen wie Filesharing, Videobearbeitung oder exzessive Downloads betreiben.“

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  • Die Flatrate-Optionen der Deutschen Telekom (2016) – avatter – „Bleibt zu hoffen, dass sich nun die Dienstanbieter (von denen man bislang in dieser Sache noch nichts gehört hat) zur Wehr setzen: die Apples, Amazons und Googles dieser Welt, die vom Traffic der Nutzer abhängig sind und Anbetracht des Telekom-Gatekeepers nun eigentlich vom blanken Entsetzen gepackt sein müssten. Politik? Die braucht man hierzulande nicht zu fragen. Und wenn sich nichts ändert und bei der Telekom alles nach Plan verläuft, haben wir eben in Kürze das anachronistische Zwei-Klassen-Internet in Deutschland etabliert, bei dem einige Dienste “vom Kunden gesondert bezahlt werden” müssen.“

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  • “Drosselung” bei Telekom-Anschlüssen meint Reduzierung auf im besten Fall 2,4% der Geschwindigkeit – neunetz.com – „Die verkündeten Telekomtarife sind der Versuch der Telekom, einmal zu schauen, wie weit sie gehen können. Sollten sie einen massiven öffentlichen Aufschrei mit Drohungen von Politikern als Reaktion bekommen, können sie dann immer noch so tun, als wären sie kompromissbereit und könnten die Geschwindigkeit nach der ‘Drosselung’ um ein Vielfaches erhöhen.“

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  • Wissenswert. Telekom kaputt, langsamer als eine Stechmücke – pop64.de – „Traurig zu sehen, wie Deutschland immer weiter degeneriert. Dass wir es im 21. Jahrhundert nicht schaffen, ein unbegrenztes und flächendeckend schnelles Datennetz bereitzustellen in einem Land, dass sich selber gern als Wirtschafts- und Forschungsnation sieht, ist ein Drama. Die Telekom bestraft hier ausserdem ganz klar Familien mit Kindern. Die Kids schauen heutzutage eben stundenlang YouTube und andere Videos im Netz. YouTube dient als primäre Quelle für Musik und Musik läuft eben den ganzen Tag lang. Die 75 GB sind in diesem Fall ein Witz.“

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  • Sascha Lobo über DSL-Flatrates: Die Telekom erdrosselt das Internet – SPIEGEL ONLINE – „Das gegenwärtige Verständnis des Begriffs Bandbreite ist bei den meisten Leuten ein eher technisches, man hat halt einen langsameren oder schnelleren Netzanschluss als die Bekannte drei Straßen weiter. Ebay geht trotzdem, YouTube ruckelt zwar etwas, aber das ist man ja ohnehin gewohnt, und die Lieder, die die Kinder ansehen wollen, hat die Gema sowieso blockiert. Warum also die Aufregung? Das liegt daran, dass Bandbreite das Internet ist, und das Internet ist Bandbreite. Wer bei Datenübertragung nur an Tauschbörsenhehlerei denkt, ist entweder Lobbyist oder verdient ein Ungenügend in Netzkunde. Denn spätestens mit der Cloud werden alle möglichen und auch ein paar unmögliche Anwendungen mit einem Mal bandbreitenbedürftig. Das liegt nahe bei Streaming-Plattformen wie Spotify: eben war Musik noch eine Frage der Festplattengröße, jetzt schon hängt sie direkt von der Bandbreite ab.“

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  • Telekom enteignen oder stark regulieren – neunetz.com – „Infrastruktur, egal ob Internetzugang, Straßen, *hust* Schienen oder Wasserversorgung, ist immer denkbar schlecht in privatwirtschaftlichen Händen aufgehoben, weil es auf dieser Ebene praktisch nie Märkte geben wird, die der idealtypischen Vorstellung von Wettbewerb auch nur ansatzweise nahe kommen. Deswegen muss diese Ebene, wenn sie marktwirtschaftlich organisiert werden soll, mittels Regulierung entsprechend geformt werden.“

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  • Telekom-Tarifänderungen: Frontalangriff auf die Netzneutralität – Digitale Gesellschaft – „Um Kunden zu zwingen, zum Umgehen der Beschränkung Zusatzpakete zu buchen, “drosselt” die Telekom ihre Nutzer auf eine heutigen Ansprüchen nicht mehr genügende Geschwindigkeit, die es z.B. unmöglich macht, Filme zu schauen. “Bei einer Beschränkung auf weniger als 1% der Leistung eines 50-MBit-VDSL-Anschlusses auf ein Niveau der 1990er Jahre ist das Wort ‘Drossel’ falsch”, erklärt Markus Beckedahl, Vorstand des Digitale Gesellschaft e.V. “De facto ist das eine Sperre und ein Ausschluß vom Internet.”

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  • Netzneutralität: Telekom stellt Tarifstruktur für Internetanschlüsse um – Carta – „Hauptkritikpunkt an der Entscheidung ist die Verletzung der Netzneutralität durch die Telekom. Datenübertragung im Internet sollte wertneutral erfolgen, d.h., dass Internetdienstanbieter wie die Telekom alle Datenpakete unverändert und in gleicher Qualität von und an ihre Kunden sendet, unabhängig davon, woher diese stammen, zu welchem Ziel sie transportiert werden sollen, was Inhalt der Pakete ist und welche Anwendung die Pakete generiert hat. Die Nutzung des eigenen Dienstes Entertain soll nicht auf das im Tarif enthaltene Volumen angerechnet werden.“

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Posted from Diigo.

What remains

„You never know when something is going to happen to change your life. You expect it to arrive with fanfare, like a wedding or a birth, but instead it comes in the most ordinary of circumstances. Afterward I tried to find something to explain what had happened. But the night was ordinary. It usually is, I think, when your life changes. Most people aren’t doing anything special when the carefully placed pieces of their life break apart.“

aus: Carole Radziwill: What Remains. A Memoir of Fate, Friendship, and Love (2005)

Die Schreibma‘ schine

»Selbstzweifel? – Ja, die habe ich. Das sind so Heimsuchungen, da hilft kein Erfolg und kein Lob. Wissen Sie … Ach was, da darf ich du sagen? – Abends ist man allein in seiner Stube, und die großen Autoren, die Meister, schauen einen von den Wänden an, ihre Bücher schweigen in den Regalen, und man sitzt über seinem Blatt und kritzelt vor sich hin –«

Die Autorin Judith Schevola zu Christian Hoffmann in Der Sturm von Uwe Tellkamp über Selbstzweifel beim Schreiben (S. 405)

Wie ich das kenne. In meinem Büro thront hinter mir ein 2,20 Meter zwanzig hoher Altar der Weisheit. Noch lebende und schon tote Menschen haben sich fein säuberlich dort versammelt, um mich schweigend zu quälen. Mit der Last dieser Männer und Frauen im Rücken komme ich ins Grübeln. Kann ich wirklich schreiben?

Meine Überlegungen zu dieser Frage1 kommen nun zu folgenden wirren Erkenntnissen. Ich habe noch nie in meinem Leben etwas für mich selbst geschrieben. Ich bin wie viele andere auch ein Auftragsarbeiter. Ich bin eine Agentur des Schreibens, die letztlich wie eine Maschine – eine Schreibma‘ schine – funktioniert. Es kommt ein Auftrag hinein, eine Anforderung, ein Knopf wird gedrückt und die Maschine kommt in Gang. Sie arbeitet nicht von selbst. Sie arbeitet nur streng teleologisch. Sie muss zum einen angestellt werden durch ein meist nicht instrisisches Ereignis und zum zweiten muss diese Schreibma‘ schine das Ziel kennen, das als grundlegende Prämisse auch beinhalten muss, erreichbar zu sein. Sonst steht diese Maschine still. Das klingt ja an sich erstmal nicht so schlecht. Das Problem ist nur – ich weiß nicht, was ich das tue. Warum ist das so?

Dass ich eine Schreibma‘ schine bin, war in der Schule aufgrund der Kürze der Texte immer nie ein Problem. Ich hatte soviel Wissen oder glaubte so viel Wissen zu haben, dass ich endlos viele Seiten in Textinterpretationen schreiben konnte. Schnell und schmutzig. Ich mochte das nie. Mir tat die Hand weh. So habe ich bei Schulaufsätzen auch nie erst einen Entwurf geschrieben und danach noch eine Reinschrift angefertigt, denn einen Unterschied hätte man rein optisch kaum erkennen können. Ich schrieb also aus praktischen Gründen sofort das endgültige Urteil über einen Text oder die Antwort zu einer Frage.

Es war also zweierlei, dass ich heute als problematisch empfinde. Zum einen habe ich offenbar nie viel nachgedacht, über das, was ich da schreiben sollte oder woltte und letztlich auch geschrieben habe. Es war fast ein Automatismus. Basierend auf einem Gedicht einer Epoche, die wir Wochen zuvor im Unterricht meist ausgiebig behandelt haben, wurde eine recht allgemeine und weite Frage gestellt. Am weitesten war wohl der Rahmen abgesteckt, wenn es hieß: „Interpretieren Sie dieses Gedicht und gehen sie dabei auf … ein.“ Naja. So las man das Gedicht und versuchte, Sinn in dieses Gedicht, diesen Text oder ähnliches zu bekommen. Es sollte kohärent sein. Man freute sich, wenn man mal eine Metapher, Synkope oder ähnliches fand. Letztlich glaube ich aber, habe ich das Gedicht oder den Text selten verstanden, sondern einfach nur weltlich-alltägliche Sinngebungsverfahren angewandt, gemixt mit offenbar ausreichend literaturgeschichtlichen und historischen Wissen, um meist auf meinem guten Ruf in der Schule aufbauend, eine okaye Note abzustauben.

Viele meiner Deutschlehrerinnen haben das nie erkannt. Ich war kein guter Deutschschüler. Ich machte nur den Eindruck. Ich vermittelte ernsthaft den Eindruck mich für Literatur zu interessieren, dabei kann man die Bücher, die ich privat, ohne den Zwang der Schule, in meiner Freizeit gelesen habe, an zwei, drei Händen abzählen. Aber mit diesem Ruf im Gepäck lief ich wunderbar durch die Schuljahre. Es gab quasi nur zwei Stellen, an dem diese Fehleinschätzung auffiel. Zum einen ein Deutschaufsatz in der 7., 8. oder 9. Klasse bei einer recht seltsamen Lehrerin. So inkompetent diese Frau auch war, hatte sie doch einen ausreichend analytischen Geist, um bei meinen Erörterungsaufsätzen, aber auch beim Rest meiner Mitschüler zu erkennen, dass wir alle nicht strukturiert denken und noch weniger strukturiert schreiben konnten; dass wir eine Frage nicht wirklich verstanden, zerlegten, analysierten, durchdachten, sondern einfach hirn- und zielfrei darauflos schrieben. Wir waren Schreibma‘ schinen. Ein einziger Mitschüler hatte beim ersten Deutschaufsatz, bei dem mir dieses Phänomen bei uns anderen zuerst auffiel, aber nicht klar wurde, eine sehr gute Note erhalten. Warum? Weil er nachdachte, strukturiert und nicht episch ausladend antwortete, sondern ein Problem sah, es analysierte, erkannte und strukturiert in der richtigen Wahl der Argumente darauf antwortete.

Dieses Phänomen der Schreibma‘ schine, sich argumentenfrei durch den Text zu schlagen, war auch ein Verdienst unserer Lehrer. Man muss es meiner Ansicht nach auch mal gesagt bekommen. Man muss es mal in den eigenen Texten gesehen haben, sonst gibt es keine Linderung. Aber meine Lehrer haben mir so eine eher sekundäre, nicht primär auf Wissensformationen ausgerichtete Kompetenz nie beigebracht. Vielleicht haben sie das auch nie erkannt. Aber vermutlich doch. Aber bei einen Klassenverband von ca. 20-25 Individuen mit gleichzeitgen hohem Stoffpensum pro Stunde und Notendruck, bleibt einfach keine Zeit sich für so etwas Zeit zu nehmen. Meine Lehrer quälten sich vermutlich durch unsere Texte, suchten Sinn und hatten einfach nicht die Zeit und vielleicht auch nicht die Kompetenz unseren Argumentationen abzuklopfen, Missstände aufzudecken, zu analysieren, warum es so schief ging. Mit jedem einzelnen… bis er in einem begrenzten Maße verstanden hatte, wie Konversation, Argumentenaustausch, Informationen strukturiert wiedergeben können bis hin zur Analyse von Fragen und Aufgabenstellungen funktionieren kann. Da war die Wurzel des Problems.

Das zweite Mal, dass diese Missstände deutlich auftauchten und einen Ausschlag in meiner Biographie und meinem Selbstverständnis zeigten, war die Abiturprüfung – Deutsch-Leistungskurs. Ich war schlecht. Obgleich der Text in meiner Erinnerung nicht schlecht war. Ich bekam keine gute Note, obgleich mir meine Lehrerin versicherte, dass sie mich verstanden habe, aber auch nur sie. Der oder die Zweitkorrektorin konnte sich nicht durch diesen argumentativen Dschungel schlagen wollen oder können. Sie verstand nicht, was ich da schrieb (ich verstehe es im Übrigen heute auch nicht mehr) und gab eine ausreichend schlechte Note. Hier hätte ich aufhorchen sollen. Ich tat es aber nicht und kam mit mangelnden Schreibtalent und mangelhaft erlernten Kenntnissen in den Schriftbetrieb überhaupt: die Universität.

Hier gab es Linderung. Aber auch die Verschärfung des Problems.

Meine allererste Hausarbeit schrieb ich in einem einführenden Proseminar der germanistischen Literaturwissenschaften logischerweise am Ende des ersten Semesters. Thema war: Gottfried Benns „Gehirne“. Kurze expressionistische Prosatexte, die ich mir nicht wirklich frei ausgesucht habe, sondern von einer Liste wählte. Es gab keine Fragestellung. Auf dieser Liste stand – neben vielen anderen Texten – nichts weiter als der Name des Autors und das Werk. So begann ich unbekannterweise mich an Text und möglichen Inhalt einer Hausarbeit heranzutasten. Ich erprobte meine Recherchefähigkeiten. Wir sollten kein Schneeballsystem anwenden, sondern systematisch vorgehen. Ich probierte die entsprechenden Nachschlagewerke aus, fand Bücher, fand diese aber nicht in der Bibliothek. Fernleihe. Okay. Ich bestellte, so glaube ich. Irgendwann ging ich dann doch einfach mal an den Regalteil der für Benn bestimmt war und griff nach allen Büchern, die irgendwie „Gehirn“ im Titel trugen. Ich las und folgte dem Schneeballsystem und fand immer mehr Literatur. Ich kopierte, katalogisierte, suchte und kopierte wieder.

Irgendwann hatte ich einen meiner Meinung nach einen recht stattlichen Kopienstapel zusammengetragen, so glaubte ich . (was natürlich mengenmäßig, aber auch inhaltsmäßig heute absolut lächerlich erscheint). Ich ging also daran, dass Werk zu lesen. War nicht allzu lang… gut 1700 Worte. Anschließend las ich die zusammengetragene Sekundärliteratur, machte Notizen, strich an und begann eine Hausarbeit zu schreiben nach Maßgabe der Techniken des wissenschaftlichen Arbeits des Moenninghoff-Meyer/Krentler-Bandes. Eines kleinen UTB-Bändchens, dass uns Literaturwissenschaftler in die Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens einführen sollte.

Der erfahrene Student oder sich im Umfeld des akademischen Bereiches aufhaltende Mensch wird erkennen, dass an dieser Vorgehensweise etwas faul war bzw. etwas fehlte. … Richtig. Die Fragestellung. Ich hatte keine verdammte Fragestellung. Ich las weder das Werk, noch suchte ich die Sekundärliteratur und las diese unter einer bestimmten Fragestellung. Ich begann einfach, ohne Methode, ohne Theorie, ohne Leitfragen, ohne Konzept, das Werk anhand aller Sekundärliteratur und meinem wenigen abitürlichen Gehirnschmalz zu interpretieren bzw. irgendetwas zu schreiben. Natürlich hielt ich mich an die Formalia, zitierte genau, gab Quellen an, hielt Randbreite und Länge der Arbeit ein, gab dem Ganzen eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss, wobei der Hauptteil in einzelne Kapitel eingeteilt wurde, aber all das geschah, ohne jemals wirklich in den Text, den Autor, die Zeit, die möglichen Debatten, ohne einen Blick in die Theorie eingedrungen zu sein.

Ich gab die Arbeit ab und bekam eine gute Note. Was ja gut war und meinen bisherigen Referenzleistungen, vor allem in der Schule, entsprach. Ich hatte damals gar keine Ahnung, was, bevor man anfing zu schreiben, letztlich alles beachten, vor allem durchdenken, musste. Und ich bin gewissermaßen empört über die mangelnde Betreuung, die mir damals zuteil wurde. Ich bin von einer gewissen akademischen Schüchternheit betroffen und mir fällt es nicht leicht mit Dozenten und Professoren ins Gespräch zu kommen, für solche Fälle hätte man Sicherheitssysteme einbauen sollen, die mich und andere dazu genötigt hätten, beim Dozenten aufzukreuzen und auf diese fehlenden Fragestellungen aufmerksam zu machen. Leider geschah dies nicht.

Mit der Zeit wurden die Arbeiten schlechter an der Uni schlechter – oder die Dozenten kritischer. Aber das ist verständlich. Schreitet man voran durch die Semester des Studium, ändert sich die Erwartungshaltung der Dozenten zurecht. Nur wurden mir persönlich nie gezeigt, nie beigebracht, wie dies richtig geschieht. Erst spät, quasi zum Ende meines Studiums verstand ich es systematischer vorzugehen. Dies bezog sich nicht nur auf die Seite der Fragestellung: Fragestellungen sind essentiell, denn sie bestimmen den Verlauf deiner Arbeit, Probleme müssen durchdrungen werden, um eine geeignete Fragestellung überhaupt zu erkennen, sie müssen ernsthaft analysiert werden, unwichtige und fremde Dinge müssen teilweise mutig abgeschlagen werden, anderes müssen ausgrenzet werden. Nur dies kann die Basis sein in einem Aufsatz, einer Hausarbeit oder einem anderen akademischen Paper überhaupt einen klaren und vermittelbaren Gedanken entwickeln zu können. Nur so kommt man auf der anderen Seite überhaupt so weit, dass man überlegen kann, was man da schreibt. Denn letztlich ist es der optimale Zustand bereits im Vorhinein die Argumente, die Struktur genau geplant zu haben. Teilweise oft durchdacht, um die Schwächen zu kennen, sie vorbeugend auszumerzen.

Diesen Zustand habe ich bisher ganz selten erreicht und bewundere ich immer wieder Menschen, denen es gelingt, scheinbar mühelos, über längere Zeit einen Gedanken zu entwickeln, ihn immer wieder aufzunehmen, zu formen, zu drehen, weiterzuentwickeln und besser zu machen. Es fällt mir meist schwer. Mein Weg ist der aufwendige Weg des Trittbretts: Nach jedem geschriebenen Satz stelle ich die Frage, kommt die Information bzw. kann die Information ankommen, die ich mitteilen will. Ich extrapoliere aus dem Geschriebenen, dem gerade Fixierten, stets nur den nächsten Schritt und hoffe im Ungefähren da zu landen, was man als Ziel des Gedankens bestimmen kann.

  1. nach dem Genuß einer wirklich schönen Folge von Holger Kleins Ortsgesprächen mit Malte Welding, der teilweise über das Schreiben bzw. die Schwierigkeiten des Schreibens sprach []

Kurz nach dem Kontakt ausgekratzt

Hundreds düdeln bitter durch die Boxen. Lange nichts mehr geschrieben. Sehr lange nicht mehr. Mein Gott. Meine persönliche These für das Ausbleiben der Worte auf diesen Webseiten war mein allgemeiner Gemütszustand. Ein wahrlich trefflicher Indikator für eine sehr lange Zeit. In Wochen und Monaten der Traurigkeit und dem Mangel an Möglichkeiten dem Leben Positives und Schönes abzugewinnen, steigt die Frequenz an kleineren aber auch teilweise umfangreicheren Beiträgen immens an. In verdichtet, verschrubbelten Sätzen wird es traurig, enttäuschend und bitter. Man weiß nicht, um was es denn letztlich wirklich gehen soll. Trauriges wird nicht offen ausgesprochen, sondern hinter unpersönlichen Personalpronomen, reflexiv-überanstrengten Vergleichen codiert. Geht es mir gut, betrübt nicht viel die kleine Seele des urbandesire, dann wird es still bzw. leer. Das Blog ist somit wie ein Warenhaus. Haben die Menschen Begierden, brauchen Waren für Weihnachten, dann ächzen die Rolltreppen des Warenhauses unter den Menschenmassen. Sind die Bedürfnisse befriedigt, dann wird das Warenhaus immer leerer, stiller bis es irgendwann vielleicht konkurs anmelden muss. urban desire eben.

So einfach scheint es dann aber doch nicht zu sein. Als ich begann auf dieser Website zu schreiben, waren Blogs noch neu und aufregend. Man folgte den großen Namen – den Dons, dem Spreeblick, dem amypink usw.; las und freute sich. Man stand auch selbst unter der Doktrin, du bist der Sender. Alles was du wahrnimmst, alles was dich interessiert, was dich fasziniert, gehört gefälligst „ver“bloggt. Redundant sein gehört zum Alltag. Ich hatte damit vor Jahren aus anderen Gründen Probleme – als langsam die Kommerzialisierung Einzug erhielt in der Landschaft, die man damals noch mutig „Blogosphäre“ nannte. Heute interessiert mich dieses Thema nicht mehr so sehr. Die wirtschaftliche Auswertung von eines Weblogs hat – und das habe ich damals für mich nicht wahrhaben wollen – durchaus Vorteile auch für mich gebracht. Es entstanden zahlreiche spannende Projekte – ich weise da in Richtung blogwerk, amypink, spreeblick und vermutlich viele weitere Beispiele, die es durch Professionalisierung geschafft haben aus Blogs Jobs zu kreieren, aber für mich trotzdem interessant blieben. Ich wollte es damals für mich selbst irgendwie nicht wahrhaben. Aber das nur am Rande.

Ein weiterer wichtiger Einschlag war twitter und mit ihm tumblrblogs sowie das ganze Gedöns der Social Networks, die ich mir gruppen- und themenspezifisch zurechtgelegt habe. Hier landet jetzt offenbar mein Alltag. Die kleinen Sentenzen, die Feststellungen des Tages, die blöden Linkfunde und all‘ der Mist mit dem ich sonst die Beiträge hier gerne befüllt habe und darauf folgen vor allem mit einem direkten sozialen Umfeld, aber auch mit im Netz gefundenen Bekannten wirren Austausch hielt. Heute irgendwie alles bei twitter oder auch nicht.

Ich dachte dann stets – als mir dies bewusst wurde – jetzt ist die Bahn frei für wirklich gute, durchdachte, teilweise lange, teilweise persönliche Einträge. Aber es kam irgendwie nichts. Gut. Ich war ca. 1 Jahr lang damit beschäftigt meinen Abschluss an der Universität zu machen, was mich in einen Modus des ständigen Schreibens versetzte und ich mir heute entschuldigend sagen kann, dass ich am Abend, wenn ich aus der Bibliothek kam, leer geschrieben war und mein Denken eh‘ nur um Akademisches kreisten, das wiederum kaum jemand ernsthaft interessieren kann. Lustige vielleicht beschreibenswerte Anekdoten passierten ehestens mal am Kaffeeautomaten, die dann aber im allgemeinen Trubel der Zeit untergingen.

Seitdem habe ich nieder so richtig begonnen zu schreiben. Weder akademisch, was beim momentanen Status meines Projektes noch nicht so schlimm ist, aber auch nicht privat. Ich bin zu einer Rezipiermaschine verkommen, die die gesamte Freizeit damit beschäftigt den Informationen hinterherzulaufen, Blogs zu lesen, Blogs zu scrollen, Podcasts zu hören, Podcasts als gespielt zu markieren, twitter zu aktualisieren und sämtliche Read-Later-Services und Bookmarkdienste zu befüllen. Traurig irgendwie. Aber auch hier denke ich, ist das alles nicht so schlimm. Die Halbwertszeit für all eure Texte, Verlinkungen, Kommentare, Bilder usw. beträgt nach meinen Erhebungen knapp 3 Wochen. Danach erleidet letztlich alles das Schicksal von „Als gelesen/gespielt/gesehen markieren“ und verschwindet in irgend so einem Archiv bei google oder sonst wem.

Der momentane Schreibstatus liegt zwischen zwei Fronten. Die Front Nummer eins brüllt mich an und sagt: „Verschwende deine »Schreibkraft« nicht. Spare sie dir für den täglichen Kampf an deiner Arbeit, für die Emails an Freunde usw.“ Die zweite Front sagt: „Das Problem liegt tiefer. Es ist nicht die Schreibkraft, die dir irgendwie oder irgendwann ausgehen kann oder bereits ausgegangen ist. Es ist ein Knoten im Kopf, der sich einfach nicht lösen will. Du bist innerlich verstummt. Spürbar daran, dass du zu vielen Dingen einfach keinen Kommentar mehr abgeben willst. Einfach munter, ohne tiefe Reflexion darüber, ob es jemanden, dir selbst etc. was bringt, ob das richtig ist, ob das alles bis auf das letzte richtig recherchiert, redigiert ist, zu schreiben, kannst du nicht mehr, traust du dich auch nicht mehr. Und auch die zweite Quelle von Artikel ist versiegt. Innerliches, Aufgregendes, Anregendes aus deinem Leben zu berichten, zu beschreiben, zu reflektieren, traust du dir ebenfalls nicht mehr zu. Denn du müsstest für dich selbst im Klartext sprechen, Namen nennen, Situationen beschreiben, die dich erkennen lassen, die dich verbundbar machen. Nicht länger hinter symbolischen Worten und Ausdrücken verstecken, das wäre der Preis, den du Seite Jahren nicht bereit bist zu zahlen. “

 

Dillon

Ich denke auch, dass das ganz groß wird mit Dillon. Oder zumindest hoffe ich es. Die junge Berlinern liegt mit ihrer bezaubernden Stimme irgendwo zwischen Lykke Li und Coco Rosie und wird demnächst ihr Debütalbum „This Silence Kills“ veröffentlichen. Zugegeben: das komplette Paket unterscheidet sich wenig von der englischen Stammmutter, aber es ist und bleibt und schön anzuhören.

Das wird schon. Und wenn nicht, die Blogs treiben die Sau schon durchs Dorf und pumpen Songs und Album in die Playlisten.

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