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Nü Metal


CC by cattivik
Kann sich daran eigentlich noch jemand erinnern. An Nu Metal? Ist das wirklich schon so lange her? Man wird wohl alt. Ich kann mich noch erinnern, wie ich in meinem Fiat Panda (!) damals so ab 2002/2003 saß und ein Mixtape per verwirrender Discman-Adapter-Kassette-Verkabelung zum Schallen brachte. Es gab kaum mp3-Player bzw. Ipods, Alben wurden noch via CD getauscht oder einzelne Tracks bei Napster, Morpheus oder Kazaa gezogen. Man saß auch noch lagerfeuerartig im Zimmer bei Freunden und drosch wild auf imaginären Luftgitarren herum und wartete auf dieses Riff oder jenen „hammergeilen“ Chorus.
Ich weiß nicht mehr, wie ich das Mixtape im Auto genannt habe. Okay, „Nu Metal“ stand sicherlich nicht drauf. Bestimmt irgendwas wie „Party“ oder vielleicht noch was viel Beschisseneres. Aber das war der Soundtrack dieser Zeit eben. Wobei man schon peinlich aufpasste nicht zu viel Limp Bizkit oder Linkin Park auf der Platte zu haben. Vielleicht mal für die Mädels, aber bitte nicht zu viel.
Kurz zuvor hatte man angefangen regelmäßig zu rauchen oder sich auch sinnlos im Park zu besaufen und beobachtete sich heimlich abseilende Pärchen, die zum Knutschen und Schlimmeren den Ort wechselten. Ich habe damals nicht verfolgt, woher die ganze Musik kam. Vermutlich war es die CrossOver-Welle an Anfang der 90er. Gepaart und gemischt mit HipHop- und Metal-Elementen wurde dann dieser musikalische Nu Metal-Brei daraus, den es in verschieden starken Dosierungen gab. Neben eher sanften massenkompatiblen Geplänkel von Linkin Park bis zu P.O.D. konnte man das Aggressionsventil auch aufdrehen: Ill Niño, Slipknot oder auch Static-X.

Für mich persönlich begann es mit KO?Ns „Follow The Leader“ aber natürlich – und das muss man zu geben – Linkin Park und Limp Bizkit. Aber plötzlich ploppten überall neue Bands auf, die dann irgendwann auch plakativ mit „Nu Metal“ umschrieben wurden. Vieles war Stuss und nicht weiter beachtenswert. Aber einige Alben waren musikalische Offenbarungen. So z.B. Toxicity von „System Of A Down“ oder auch die bereits erwähnten Ill Niño mit „Revolution Revolución“.Ich kann mich auch noch sehr gut daran erinnern wie ich damals VIVA sah und Tobias Schlegl kündigte „die“ neue Band aus den USA an. Papa Roach. Die Jungs aus Vacaville (ja… und nicht Sacramento – den verstehen vermutlich nur echte Insider, hihi.) trafen vermutlich damals mit ihren „emosozialkritischen“ Texten in das Herz vieler Generationsgenossen. Papa Roach kamen über ein gutes Album nicht hinaus. Wir verdanken den Herren um Coby Dick Jacob Shaddix aber die Popularisierung von Dredg (Achtung kein Nu Metal), die mit „Leitmotif“ und „El Cielo“ herausragende Progressive-Alben der Jahrtausendwende produzierten (leider ist das, was folgt, nichts, aber auch gar nichts mehr wert…). Nicht nur wegen ihrer bereits starken Medienpräsenz blieben Papa Roach, aber auch Staind immer kritisch Problemfälle des Nu Metal. Niemand wollte es gewesen sein, wenn die Platte auf der Party im CD-Player lag.

Musikalisch blieben die Grenzen fließend. War man nun Metaler oder „Hopper“ war? Nu Metal war der musikalische, aber auch soziale Kompromiss. Massenkompatibel – je nachdem, was man schließlich so hörte -, somit bei VIVA und MTV vertreten, aber trotzdem irgendwie rebellierend genug, um sich vor allem von den Eltern abzusetzen. Trotzdem nicht szenig genug. Irgendwie ein Kompromiss für die, die keine größeren Geschwister hatten, die einen an das richtig heiße Zeug hätten anführen können.
Es war durchaus möglich, dass man gewisse Nu Metal-Kapellen zu lange hörte und man sich schnell dem Kommerzvorurteil gegenübersah. Es ist spannend, dass dies nicht an musikalischen, sondern medialen Kriterien festgemacht wurde. Schlug eine Band durch die Decke und landete in der heavy rotation im Musik TV oder im Radio wurde die Platte schnell versteckt, aber im heimlichen vermutlich auch weiterhin gehört.

Für Metaler war das kein Metal, sondern Scheiße (okay, Metaler sind auch scheiße) und wenn wir bei Limp Bizkit sind, verliert der Nu Metal auch seine klare Trennschärfe zu HipHop. Egal. Das Problem von Nu Metal ist gewesen, dass sich viele Bands musikalisch nicht weiterentwickeln konnten. Sei es aus eigenen kreativen Fähigkeiten – wie etwa bei 4Lyn, Farmer Boys, P.O.D. – oder auch aufgrund der Nu Metal-Plakette, die schweres Blei an jeder einzelnen dieser Bands hing. Nu Metal war eine gut kommzerialisierbare hypefähige musikalische Totgeburt. Kaum eine der Bands hat es geschafft sich dauerhaft ganz oben zu etablieren von wenigen Ausnahmen abgesehen.

Aber um den alten Zeiten mal ein wenig zu frönen, habe ich hier mit Grooveshark (tolles Tool) eine nette Playlist mit alten Nu Metal-Hits zusammengestellt. Also, dann Jumpdafuckup.

2 Kommentare

  1. sehr geil =) ich hab aber noch etwas besseres, als ein mixtape von damals – eine CD von Sackrodeo ;)))

    PS: ich hab mich immer dazu bekannt, Papa Roach in den Player reingeschmissen zu haben! 😉

  2. Theodor Thornthrop

    16.09.2010 at 20:37

    Also, für mich war NuMetal die Einstiegsdroge. Korn war noch gut. Limp Bizkit noch ok. Linkin Park und alles andere scheisse.

    Ich brauchte härteres, schnelleres, mehr.

    Ehe ich mich versah, stand ich im Matsch mit tausenden anderen Metalheads.. in Wacken.

    Lege nun die neue Platte von Blind Guardian rein.

    „When the battle is lost, and the slain ones are chosen, Valkyries will guide us home…“

Kommentare sind geschlossen.

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