Bekenntnis I

Ich sitze gerade in der Bibliothek und versuche mein zweites Essays der Thematik des „Geistlichen Spiels“ zu schreiben. Komme da einfach nicht weiter. Irgendwie finde ich keinen Zugang dazu. Ich bin froh, dass mir dieses Fach wenigstens ein bisschen Spaß bereitet, aber die Essays sind immer die Hölle. Habe letztens mit einem Kommilitonen zusammen gesessen und ihm von meiner Lustlosigkeit gegenüber meinem Studium berichtet. Zu meiner Situation: Da ich nun seit knapp 3 Semestern intensiv Latein betreibe, sind bisher alle Semesterferien frei von Freiheit und vollständig voll gestopft mit Latein gewesen. Sprich: Statt in den Semesterferien mal wegzufahren, habe ich daheim gesessen und Latein gelernt. Als ich aufhört habe Latein zu lernen, begann jedes Mal das neue Semester und es ging nahtlos weiter. Vorteil war, dass ich mit guten Lateinkenntnissen in das neue Semester startete, aber leider mit keinerlei Lust. Das hat sich nun in eine absolute Lustlosigkeit meinerseits gegenüber dem Studium niedergeschlagen. Alle Aufgaben, die ich früher schnell gemacht habe, brauchen jetzt viel Zeit. Ich habe auf alles keine Lust mehr und anstatt die Dinge einfach zu tun, um sie wegzuhaben, hinterfrage ich sie und stelle fest, ich brauche keine historische Grammatik. Es ist nicht wirklich notwendig eine Sprache, ja es ist nämlich, egal was die Wissenschaftler sagen, nicht unsere Sprache, zu erlernen, die, wenn ich nicht im Bereich der Mediävistik weiterstudiere (was ich auf keinen Fall vor habe), nicht brauche. Und so zieht es sich bei mir durch verschiedene Bereiche meines Studiums. Die Pflicht, die ich erledigen sollte, mache ich einfach ungern und deswegen auch grottenschlecht.

Obwohl ich rein rechnerisch genug Zeit habe, alle Aufgaben am Wochenende zu erfüllen, finde ich dort keinerlei Lust diese Dinge zu erledigen und beschäftige mich lieber mit Ersatzhandlungen: Aufräumen, Surfen, Schlafen, Fotografien, nichts tun…. Ich könnte in dieser Zeit arbeiten, tue es nicht, weil ich von der Menge der Probleme und der langen Zeit in welcher diese Probleme mich schon begleiten, erdrückt werde. Der Kommilitone sagt mir, dass dies das typische Zeichen für falschen Studiengang und kein Interesse an der Materie ist. Und ich sollte mir doch mal überlegen zu wechseln. Ich habe ihm nicht zu gestimmt, irgendwie interessiert mich das ja alles schon, aber die Arbeit ist mir zu viel. Ich brauch ne Pause um wieder Lust zu schöpfen. Sicherlich, viele andere Studenten machen jetzt einfach weiter und beißen sich da durch, aber ist das der Sinn? Soll man sich quälen um irgendeinem Bild der Familie, der Professoren, der Studenten oder der Gesellschaft zu entsprechen? Wenn man merkt, es passt nicht — einfach aufhören? Bringt das was? Ich habe bisher in meinem Leben, und das kann ich ohne mit der Wimper zu zucken und ein schlechtes Gewissen zu kriegen sagen, immer weiter gekämpft habe. Ich habe nie aufgegeben, aber es war auch bisher noch nie so schlimm und so scheiße. Ich fühle mich schrecklich. Ich wach früh schon müde auf und werde den ganzen Tag nicht wach…

Bekenntnis III

In Bezugnahme auf Bekenntnis I ist meine einzige Hoffnung die Zeit. Es ist ganz einfach, denke ich mir. Stehe in alter Manier alles durch, spätestens im Hauptstudium endet das Chaos und vielleicht auch Teile der Sinnlosigkeit.

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Kommentar: Bekenntnis II fehlt, weil es nicht hierher passt. Nicht wundern.