Irgendwer hat beschlossen, dass wir den goldenen Herbst übergehen. Wir schalten von angenehmen 22° gleich auf novembrige 9° (gefühlt 6°) um. Kein goldener Herbst in Anbetracht der Tatsache, dass die Tendenz eher temperaturfallend zu sein scheint. Aber ein goldenen Herbst ist ja eh problematisch. Macht er doch den Abschied vom Sommer noch schwerer und das Gewöhnen an die feucht-kalten Wohnungen nicht einfacher. Danken wir also demjenigen, der beschlossen hat, auf den August direkt den November folgen zu lassen und diesen vermutlich konsequenterweise bis Mai 2009 andauern zu lassen. Das ist okay für mich.
Es ist vielleicht eher ein Akt der Verzweiflung den Winter bereits im September auszurufen. Aber was soll man auch tun. Zunächst sind es ja diese Temperaturen und schließlich werden in allen Lebensmittelläden bereits die ersten Weihnachtswaren herausgeräumt. Angefangen von Lebkuchen und Baumkuchen bis hin zu Zimtsternen und Stollen. Einzig die Schokoladenweihnachtsmänner (das sicherste Zeichen, dass Weihnachten ist, fehlen noch). Diskutieren wir nicht darüber. Aber unser Jahresablauf wird im groben von zwei Komponenten bestimmt. Auf die eine haben wird bisher noch wenig Einfluss, die andere ist voll in unserer Hand.
Die erste ist, ich komme also erneut darauf zurück, das Wetter. Es zwingt uns eine Regelmäßigkeit auf mit der Nahverkehrssysteme oder auch die Deutsche Bahn nicht mithalten können. Das einzige Problem ist nun die Veränderung. Die Alten berichten immer: „Früher war das so. [Nebenbei bemerkt früher war eigentlich alles besser]. Wir hatten einen langen milden (manchmal auch heißen) Sommer. Danach folgte ein knapp 2 monatiger, goldener Herbst, in dem Äpfel gepflückt wurden, dann kam Ende November (!) der Winter. Dieser war knackig, kalt, schneereich und dauerte genau bis Ende Februar. Dann kam schon der Frühling. Der verweilte bis Anfang Mai. Dann kam der Sommer. Lang und mild usw.“… so die historischen Berichte.
Heute ist alles einheitsgrau von September bis Juni. Depressionen gehören zum Alltag. Was mich zur zweiten Komponente der Jahresstruktur bringt. Es lässt sich auf ein Wort bringen, das eine riesige Assoziationskette hervorrufen wird: K o n s u m. Dieser Konsumzwang ist abgestimmt auf jede Nische der Gesellschaftsgruppe. Es gibt wenige Events, die einheitlich alle betreffen. Weihnachten wäre so eine Kaufevent. Ansonsten hat jeder seine eigenen Konsumphasen. Die Rentner haben den Frühling. Zeit sich mit neuen Kleingartenutensilien auszustatten. Die Mittelschicht den Sommer: Zeit eine Reise auf die Mallediven zu buchen. Endlich mal entspannnen. Die Studenten haben die Semesterferien: Zeit mal richtig Geld zu verprassen. Bier, Bier und Dope. usw. All dies tritt nun neben dem gewohnten Konsum als Ansporn auf.
Heute befinden wir uns an einer neuen Kante: Die Weihnachtssaison. Ich bitte also jeden Leser von urbandesire.de die Suche rechtzeitig (also heute) nach Weihnachtsgeschenken für die Lieben und die, die beschänkt werden müssen, zu starten. Das Wetter müsste es auch ja auf ganz natürliche Weise gesagt haben.