Es gibt Enttäuschungen im Leben, über die kommt man nie richtig hinweg. Auf unerklärliche Weise sind diese Enttäuschungen immer mit Menschen verbunden, die einem wichtig sind. Oder danach: wichtig waren. Aber eigentlich noch wichtig sind. Noch enttäuschender ist es dann, wenn man feststellen muss, dass Reden – das Allheilmittel – doch nichts taugt. Und man fragt sich, ob dieser desolate Zustand nun auf die Situation, auf die Personen oder auf einen selbst zurückzuführen ist.
Im Zweifelsfalle würde ich immer auf mich selbst tippen. Nichts ist schlimmer als verletzter Stolz, nichts ist schlimmer als gekränkte Menschen, die blindlings in Wut und Zorn um sich selbst schlagen. Am Ende wacht man aus der Betäubung auf: blind, desorientiert, aber vor allem mit einem grobmaschigen Gedächtnis ausgestattet, das soviel durch die Lücken fallen ließ. Die Tage kreiseln um einen. Der Morgen wird der Abend, der Abend wird der Morgen… dazwischen nur dagesessen und dem Kaffee beim Frieren zu gesehen.
Leider gibt es in sozialen Beziehungen keinen Neustartknopf. Obwohl diese Metapher darüberhinweg täuscht, dass auch ein Neustart theoretisch nur noch mal die ganzen Gefühle neulädt, noch mal von Vorne beginnen lässt… jedoch die letzten Abstürze tief im Gedächtnis behält. Ein wirklich Neustart ist nicht möglich.
04.09.2008 at 10:42
Danke für diese Worte. Sie tuen gut.
Sobald ein Neustart nicht mehr genug ist, hilft nur noch ein Neuanfang in Form eines Updates mit neuen Programmen und ohne alte Lasten.
07.09.2008 at 19:40
Ein Freund hat mir das mal so erklärt: Du hast immer die beiden Personen und den Kontext. Wenn nun also etwas komisches, unschönes passiert, dann kann das entweder am Kontext liegen oder an einer der beiden Personen. Das kann man normalerweise nicht in einer singulären Situation entscheiden. Interessant wird es erst dann, wenn sich die Situation wiederholt. Dann kannst du möglicherweise den Kontext als Einflussfaktor ausschließen oder die andere Person. Dann kannst du erkennen, ob es ein Wesenszug von dir ist und wenn ja, worauf dieses Verhalten aufbaut, warum du so reagierst.
Tja, das mit dem Reden kann ich nur nachvollziehen. Es hilft wirklich nicht immer. Eigentlich hilft es nur dann, wenn man zu sich selbst ehrlich ist und die Fähigkeit besitzt, den anderen wahrzunehmen. Sobald man Dinge herunterschluckt, begibt man sich auf Gleise, die direkt zur Verletzung führen werden. Die Momente, die eine Beziehung definieren, sind meist die kleinsten und man bekommt sie erst sehr spät mit. Eigentlich werden die Grundstrukturen der Beziehung meist schon beim ersten Treffen gelegt, so wie man in guten Romanen auch schon auf der ersten Seite den gesamten Roman widergespiegelt findet.
08.09.2008 at 11:56
@Klingsor: Das mit dem Romananfängen will ich nicht unterschreiben, der Rest ist aber irgendwie eine treffenden Analyse. Ich – Du – Kontext… irgendwo hapert es anscheinend immer.
Manchmal wünschte ich, die Welt wäre für mein Rollercoaster… und nicht diese vergesellschaftete Wüste. 😀
08.09.2008 at 15:42
ich denke diesen neustart gibt es vielleicht doch. aber dazu muss das tote fleisch weg.