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Kategorie: Politik und Wirtschaft (Seite 7 von 12)

Kaffeekultur?

An alle Zweifler und Querköpfe:

Die aktuelle und erneuerte Kaffeekultur mit barartigen Verkaufsräumen, dem dazu passenden Wlan-Anschluss und der pseudonetten Bedienung stammt aus den USA.

Auch wenn es Zweifler gibt, die kontinentaleuropäische Ursprünge (italienische Espresso-Bars oder Wiener Kaffeehäuser) sehen, sei diesen hier gesagt, dass nahezu alle Coffee Shops sich nur dieses Ambiente und Flairs der alten Kaffeekultur bedienen. Aber das Abfüllen von Kaffee in Pappbecher zum Mitnehmen stammt aus dem Mutterland der Pappbecher den USA. Und genau das ist es, was die „Kaffeeläden“ ausmacht. Wenn der Kaffee nicht mitgenommen werden kann, dann ist es ein richtiges Café. Der Kaffee wird im Coffee Shop an der Theke bestellt, nachdem man ganz „fastfood“-like von einer an die Wand gehängten Karte sein gewünschtes Getränk herausgefischt hat, man nimmt ihn selber mit zum Platz. Das teure Servicepersonal, was in klassischen Kaffeehäusern immer um einen herumwuselt, entfällt.

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Vom Erlebnis „Mein Führer“ mit Nazis zu sehen und es dabei noch nicht einmal zu bemerken

Er wird von seinem Hund gefickt. Naja, zumindest von ihm bestiegen. Er – das Monster des Jahrhunderts. Er kann seinen Urin nachts nicht halten, weil er von Alpträumen geplagt wird. Er hasst seinen Vater. Er ist ein erbärmlicher Mensch, kein wirkliches Monster also.
Er war immer der Mann, der mir Angst einjagte als ich noch klein war. Es war „damals“ alles dunkel. Schwarzweiß sozusagen. Alle waren abgemagert und liefen in Sträflingskleidung umher. So war das Bild. Später stieg man in den Schuljahren auf und lernte das Umfeld zu begreifen oder die aktuelle Interpretation der damaligen politischen Ereignisse zu verstehen. Man untersuchte auf Folien die „multikausalen Zusammenhänge“, die zu der Katastrophe führten. Man zog sich „100 Jahre – Der Countdown“ von 1932 – 1946 rein. Und man begriff… nichts. Wie oft stellte ich mir vor, was Hitler wohl gedacht oder gesagt haben wird in seiner freien Zeit, in seiner Muße. Doch man wusste es nicht.
Witze spielten in diesem Themenbereich keine Rolle. Alles war immer ernst und unklar. Selbst Witze wie:

Wie hieß Hitlers Motorrad? …. Kawanazi mit Doppelvergasung.

wurden nur hinter vorgehaltener Hand erzählt. Diese Witze sind ja auch arg geschmacklos, doch das begreift man erst später. Und über all diesem trohnten die Juden. Sie, die durch das Regime nicht nur ermordet und gequält wurden, nein, denen das Leben geraubt und buchstäblich durch den kollektiven Tod in Lagern die Würde abgetrennt wurde, galten als Bollwerk dafür, sich über das Dritte Reich, seine Angehörigen und seine Verbrechen nicht lustig zu machen.

Man machte sich auch nicht darüber lustig. Man nahm sich überhaupt ungern des Themas an. Die einzigen, die gern darüber sprachen waren Politiker und die Medien. Das Volk, besonders die, die zu den „betroffenen Jahrgängen“ zählten schwiegen oder brachen die Diskussion mit einem: „Ach lass‘ doch die alten Geschichten beiseite.“ oder „Das wurde doch schon so oft durchgeleiert.“ ab.

Und doch muss jede Generation dieses Thema von Neuem bewältigen, fassbar machen. Von Neuem die Diskussion aufnehmen und die alten Fragen vermutlich noch einmal stellen. Dabei ist die unsrige nun die erste, die dies neben Monumentalwerken auch mit „Humor“ versucht.

Viel ist mir nach der Vorpremiere von „Mein Führer“ nicht im Gedächtnis geblieben. Gelacht habe ich, sicherlich. Doch irgendwie blieb der Film erstaunlich farblos in mir. Viele gute Gags wurden bereits in der Vorschau verbrannt. Die Schauspieler waren okay, wenn auch nicht sensationell. An manchen Stellen habe ich mich gefragt: „Muss das sein?“ Aber sonst ging der Film ohne Aufregung und Aufreger an mir vorbei.

Bei Sven nicht. Ich weiß nicht, ob es stimmt, dass diese Jungnazis vorsätzlich zum Stören instruiert in der Vorstellung saßen. Irgendwie macht mir das auch weniger Sorgen. Den Störern geht es nur um „Anwesenheit und Einschüchterung„. Vielmehr bereitet es mir Kopfzerbrechen, dass sich viele diesen Film nicht ansehen werden. Einfach weil sie wieder die betroffenen Jahrgänge sind und die Geschehnisse weiterhin als Historismus betrachten. Etwas, das vorbei ist. Etwas über das man nicht spricht und schon gar keine Witze macht.

Ein Germanist beim Web Montag

Wenn man im Lexikon unter „Web“ nachschlägt, findet man nichts – höchstens ein wenig später den Begriff „Website“. Also eine „Gruppe mehrerer zusammengehöriger Dokumente im WorldWideWeb. Schön, wenn sich der Begriff mit sich selbst erklärt. Wenn man im Lexikon den Begriff „Montag“ sucht, findet man den ersten Wochentag einer Woche wieder. Und genau an solch einem Montag ging ich mit Beetlebum zum 2. Web Montag hier in Jena.

Leider wissen wir aber immer noch nicht, was das ist – ein Web Montag. Aber das schöne am Web 2.0 ist eben auch, dass sich garantiert schon jemand Gedanken darüber gemacht hat. Und so versteht sich ein Webmontag als ein informelles Treffen von „Anwendern, Entwicklern, Gründer (was immer Gründer auch sind), Unternehmern, Forschern, Web-Pionieren, Bloggern, Podcastern, Designern und sonstige Interessierten, um die neusten Entwicklungen des Webs – sprich dieser Seiten, auf denen wir den ganzen Tag herumklicken – zu diskutieren. Genauer geht es eigentlich schon um das Web 2.0. Was das ist und was das werden soll, darüber streiten die Gemüter.

Gut; soweit die Theorie. Der Web Montag hier in Jena hat den malerischen und vielleicht einzigartigsten Ort in ganz Deutschland. Während andere Web 2.0er sich in Kneipen und Kellern verschanzen, trifft sich die Web Montag-Prominenz hoch oben im 29. Stockwerk des Jenaer Intershop Towers. Da ist wirklich ein sehr angenehme Aussicht. Und es umweht einen bereits beim Betreten des Gebäudes ein Gefühl des erfolgreichen Start-Ups.

Und wenn erst die große silberne Tastatur im Erdgeschoss gedrückt wird, um das gewünschte Zielstockwerk des Fahrstuhls einzugeben, hat man die Realität da draußen schon fast vergessen. Durch die Fahrstuhlfahrt gen Himmel in eine andere Sphäre bewegt, kam ich nun etwas verunsichert an. Zumindest der blaue Teppichboden beruhigte. Im Konferenzraum herrschte entspannte Betriebsamkeit. Es wurden Projektor und Laptop vorbereitet (ist das eigentlich nur ein Klischee oder arbeiten alle IT-Menschen am liebsten mit IBM/Lenovo Thinkpads?), einige Gespräche geführt und quasi kostenfreie Getränke serviert (dabei fällt mir ein, ich schulde dem Herrn beetlebum noch 5 €)
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Jena bekommt die Thoska

Was ist eine Thoska?

„Die Bibliothek wird in wenigen Minuten schließen,“ tönt es aus den Lautsprechern der Thulb. Es ist die letzte Möglichkeit, noch schnell einige Bücher für das Wochenende auszuleihen. Am Ausleihschalter grüßt die Bibliotheksfachkraft mit stoischer Freundlichkeit und nimmt die mitgebrachten Bücher in Empfang. Nachdem die Barcodes eingescannt wurden und „Thoska V. 3.0“ zur Identifikation vorgezeigt wurde, blickt die Bibliothekarin nochmals leicht verwundert auf ihren Bildschirm: „Sie können zwar diese zwei Geschichtsbände bis zum 27. August 2016 ausleihen, aber wozu brauchen sie diese denn? Sie studieren doch gar nicht Geschichte, sondern Ernährungswissenschaften im dritten Semester.“

Seit im Oktober 2006 an der Friedrich-Schiller-Universität die Thoska eingeführt wurde, änderte sich die Verwaltung der Studierenden grundlegend. Es wurde erstmals möglich das Leben der Studenten komplex zu erfassen und regelnd einzugreifen. Zunächst war diese Karte nur als Studentenausweis, Kopier- und Leihkarte, Nahverkehrsticket und als Bezahlmöglichkeit in den Mensen und Cafeterien gedacht.

Im Jahre 2009 wurden dann aber die Bibliotheksdatenbanken mit den Ausleihfristen aller Benutzer und die Datenbanken der Prüfungsämter als auch die des Studentensekretariates zusammengeführt. Somit bot die Thoska erstmals die Möglichkeit der Identifikation bei Prüfungszulassungen und –verfahren, bei Fachrichtungswechseln und Exmatrikulationen. Der klassische Leistungsschein und das Studienbuch hatten ausgedient. Alle Studienleistungen waren auf der Thoska gespeichert. Die Prüfungsämter konnten durch Einlesen der Karte und deren Überprüfung, die Zulassung erteilen oder verweigern.

2011 wurden dann alle studentenrelevanten Institutionen wie die Prüfungsämter, das Studentensekretariat, die Bibliotheksverwaltung und das Studentenwerk in einer zentralen Behörde – der StudierendenServiceZentrale – zusammengefasst. Diese wachte mit Sitz im 23. Stockwerk des Jentower peinlich genau auf die Einhaltung der Studienordnungen.

Ein weiterer großer Schritt war die gleichzeitige Einführung des „Digitalen Lernplans“ (DLP). Jeder Student erhält zu Beginn des Semesters einen eigens führ ihn elektronisch erstellten Stundenplan. Dieser weist die für ihn notwendigen Lehrveranstaltungen zu. Dadurch wurde es der Universität möglich die Kapazitäten besser einzuteilen und das Aufkommen von übervollen Seminaren und Vorlesungen zu unterbinden.

Ebenso entfiel das vorherige und umständliche Zulassungsverfahren zu Prüfungen. Seitdem reicht es als Student einfach zu den vom DLP vorgeschriebenen Prüfungen mit der Thoska anwesend zu sein. Möglich wurde dies durch die Erweiterung der Thoska um die „Radio Frequency Identification“ (RFID) Technologie. Somit konnte die Anwesenheit der Studenten in den Räumen der Universität überprüft werden. Die Notwendigkeit einer Schlüsselkartenfunktion wird derzeit noch geprüft. Die Thoska war ab diesem Zeitpunkt in jeder Vorlesung, in jedem Seminar und zu jeder Prüfung mitzubringen. Die „StudierendenServiceZentrale“ verschickte Verwarnungen, wenn ein Student durch eine zu geringe Anwesenheitsrate auffällig wurde.

Im Jahre 2013 wurde die Thoska um die Ernährungskontrolleinheit (EKE) erweitert. Dieses System überwachte in den Mensen die Nahrungsaufnahme der Studenten und verweigerte bei Nährstoffdefiziten die Ausgabe bestimmter Speisen. Man versuchte damit der schleichenden Gefahr von Übergewicht oder Essstörungen bei Studenten Herr zu werden.

Im Zuge der Einführung von Semestergebühren und Studienkrediten schloss die Universität Jena 2011 mit der Sparkasse Jena eine Partnerschaft, die jedem immatrikulierten Studenten ein Konto zuwies. Über dieses Konto liefen sämtliche Transaktionen, die der Student im Rahmen seiner Universitätslaufbahn ausführt. Das lästige Aufladen der Thoska, um zu kopieren oder in der Mensa zu essen, entfiel. Zusätzlich wurde die Thoska nun auch als EC-Karte eingesetzt, sodass der Student auch in nicht universitären Einrichtungen zahlen konnte und etwaige Studentenrabatte sofort gebucht wurden.

Auch Betrugsversuchen wurde mit der Thoska vorgebeugt. Im Jahre 2016 muss jeder Student vor Prüfungsbeginn seine Klausur beim Dozenten abholen. Dieser scannt die Thoska zunächst ein. Das System prüft anhand der erworbenen Creditpoints automatisch, ob der Student die Prüfung ablegen darf und druckt – bei Zulassung – eine personalisierte Klausur aus. Der Student muss am Platz weder Namen noch Matrikelnummer angeben. Es reicht der Strichcode oben links auf dem Blatt, um dem Dozenten zuzeigen, wer er ist.

Im Akrützel ist eine leicht veränderte Version zu finden.

Multinationale Monopole, sie akkumulieren Kohle

Mehr als eine Meldung sollte es mir eigentlich nicht wert sein, aber schreiben will ich es trotzdem.

Das kleine Pixacoschild am Jentower ist noch dran. Nachdem HP vor über einem Jahr den amerikanischen Fotodienst Snapfish aufgekauft hat, um in den Fotoentwicklungsmarkt für Digitalfotos in den Staaten einzugreifen, weitete das Unternehmen seine Expansion im selben Jahr noch auf Europa aus, indem es im Dezember 2005 den Jenaer Bilderdienst „Pixaco“ aufkaufte. Pixaco wurde vom Intershop-Mitgründer Karsten Schneider begründet und ging 2003 aus dem Jena „bilderservice.de“ hervor. Bald darauf expandierte dpixacowirdsnapfishas kleine Unternehmen in elf weitere europäische Länder und schloss Bündschaften mit Web.de und Toys’R’Us, deren Fotoservice Pixaco nun betreibt. Nachdem nun Pixaco bisher „nur“ ein „service of hp“ war, wird es nun zu snapfish.
Die Strategie von HP ist also klar. Mit eigenen Entwicklungsdiensten bekam das Unternehmen keinen Fuß in den hart umkämpften Markt. Dies soll sich nun durch die Zukäufe und die Zusammenführung der Marken unter den Namen „Snapfish“ endlich ändern. HP will nicht nur weltweiter Druckerhersteller Nummer 1 bleiben, sondern auch zusätzlich kräftig im Fotofinishingmarkt mitmischen. Dabei steht vermutlich als Ziel Fotodrucke weg heimischen Computer und Drucker hin zu „Retailmarkt“ – also der Erstellung der Drucke im Fotolabor – zu bewegen. Hierbei zeigt sich, dass die Stratgie mehrere Standbeine beinhaltet. So wird neben dem Heimdruck, der Entwicklung von Großbestellungen bei Onlinebilderdiensten auch der Betrieb von Minilaboren und Sofortbild-Kiosken, die es dem Kunden ermöglichen Bilder direkt während des Einkaufs binnen Minuten entwickeln zu lassen, eingeführt. Fraglich bleibt natürlich wie zuträglich dies dem Fotodruckergeschäft sein wird. Bisher zahlt sich aber die Strategie von HP aus. So heimsten sie in den USA den Spitzenplatz ein. Ob sich dieser Erfolg in Europa, besonders im wichtigen Fotomarkt Großbritannien und in Deutschland fortsetzt, wird sich zeigen. Zumal die Konkurrenz von Fuji und Kodak durchaus mächtig ist.
Pixaco dient dazu, die Services von HPs Snapfish zu erweitern. Es soll Kunden nun möglich möglich sein, Fotos auszudrucken, Verwandten und Freunden zur Verfügung zu stellen und zu archivieren. Eine Konkurrenz zu den Web 2.0-Diensten wie flickr oder photobucket, scheint jedoch nicht angestrebt zu werden.

Derzeit wurde zwar die Homepage von Pixaco vom Snapfish eingenommen, jedoch scheint die Zusammenführung der beiden Dienste noch nicht komplett abgeschlossen zu sein, da weiterhin bei pixaco.de Bilder nur bestellt, nicht archviert werden können. Snapfish.de diesen Dienst jedoch anbietet.

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