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Raison d’être

Vor etwa einem Jahr saß ich hier. Das Wetter war schöner. Dabei fällt mir ein, gibt es eigentlich einen Webservice, der das Wetter archiviert, so dass man noch einmal nachvollziehen kann, wie das Wetter zu einem bestimmten – vielleicht persönlich bedeutsamen – Zeitpunkt war. Wäre irgendwie schön. Ich meine, als ich mit meiner Magisterarbeit begann und dieses tumblr-Blog startete, war es warm, aber nicht heiß. Ich saß auf dem WG-Balkon und in mir stieg die Idee auf, dass ich das Schreiben und das Verzweifeln an dieser Mammutaufgabe dokumentieren möchte. Zugegeben, ganz so kam es dann doch nicht. Zwar hatte ich in der Anfangszeit mehr Zeit auch verschiedentliche Dinge zu posten, doch nur selten diskutierte ich öffentlich Aspekte der Arbeit und schrieb auch nur marginal über mein persönliches Befinden. Vielmehr sammelte ich Gedanken, Bilder und Kram, der irgendwie in Beziehung zu dem stand, was ich da gerade schrittweise verfasste.

An dem Tag, an dem ich begann, war ich trotz aller Ängstigungen voller Vorfreude auf diese seltsame Zeit. Heute ist das nun wieder so. Die Gefechte um den Abschluss liegen hinter mir, der Blick muss nach vorne gerichtet werden, aber doch gibt es offenbar ein paar graue Wölkchen. Denn… wohin mit all der Kraft, wohin geht der Weg. Entschleunigt von allen Möglichkeiten, die sich da unkonkret am Horizont zeigen, verbleiben Fragen der Zukunft unbeantwortet.

Und schon merk‘ ich es: es bleibt schwierig, etwas von sich selbst preiszugeben. In all den Monaten, in denen dieses Blog hier verstummte, dachte ich immer: „Wenn du frei bist, dann wirst du wieder schreiben.“ Dein Kopf wird entlastet sein, frei von Themen und auf der Suche nach eigenem… doch wie ich dies hier schreiben stelle ich fest: Pustekuchen. Nix da. Ich kann mit den Fingern nicht fassen, was da im Kopf herumspukt, geängstigt davon konkret zu werden wie es weitergeht im Leben.

Es ist witzig. Es ist die gleiche Leier, die hier schon seit Jahren zwischen den Zeilen spielt. Manchmal ist es schön, dass sich gewisse Dinge offenbar niemals nur einen kleinsten Deut ändern können.

1 Kommentar

  1. Es sagt ja auch keiner, dass man sich in einem persönlichen Blog mental prostituieren soll. Um diese Gefahr zu vermeiden, schreibe ich ja auch über Filme ;-).
    Dann viel Erfolg bei den Bewerbungen!

Kommentare sind geschlossen.

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