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Autor: urbandesire (Seite 2 von 206)

links for 2019-01-13

How Millennials Became The Burnout Generation

“I couldn’t figure out why small, straightforward tasks on my to-do list felt so impossible. The answer is both more complex and far simpler than I expected.” – das ist mit Sichererheit der beeindruckenste Artikel, den ich zum Thema Burnout jemals gelesen habe. So viele me-too-Momente. Anna Helen Petersen bringt die Burnout-Diagnostik für meine Generation. Vorsicht Long read (+30 min.)

E-Book-Reader vs. klassisches Buch – wer ist schmutziger?

Buch im Ebook-Reader vs. gedrucktes Buch – schon 2011 (!) hat das Freiburger Ökoinstitut den ökologischen Fußabdruck des klassischen Buchs mit dem eines Ebook-Readers verglichen. Mal ein paar Gedanken aus dem Ergebnisteil: Bei einem gedruckten Buch werden bei der Herstellung etwa 1,1kg Kohlendioxid freigesetzt (Buch auf recyceltem Papier ca. 900g). Ebook-Reader mit LCD-Display (z.B. iPad) stecken am Ende des Herstellungsprozesses etwa acht Kilogramm CO2 (ein Ebook-Reader mit eInk-Display ist noch ein wenig CO2-sparsamer). Die Studie kommt zum Schluss. dass bei einer Nutzung von ca. 10 Bücher pro Jahr haben die Geräte Vorteile beim Energieverbrauch und den Treibhausgasemissionen gegenüber dem gedruckten Buch haben.

Insektensterben: Der globale Insektenzusammenbruch – Spektrum der Wissenschaft

Sehr interessanter Artikel. Flankierende dazu ist auch der Artikel in der New York Times sehr lesenwert. Vorsicht: Long read: https://www.nytimes.com/2018/11/27/magazine/insect-apocalypse.html#click=https://t.co/AhRECFBWgU

Von Milliarden auf Null: Vor 100 Jahren starb die Wandertaube aus – Spektrum der Wissenschaft

Ausrottung: Ein einsamer Tod – diese Geschichte über das Aussterben der Wandertaube ist schrecklich aber zugleich faszinierend. Sehr zu empfehlen.

Why ‘Contact’ Is the Most Important Space Movie Ever Made

Ich finde und fand diesen Film mit Jodie Foster auch immer toll. Sogar so toll, dass ich damals unbedingt das Buch von Carl Sagan lesen wollte. Als ich es dann irgendwann zu Weihnachten bekam, war es ein langer Begleiter. Habe gerade noch einmal nachgesehen. Es steht immer noch im Regal. Leicht angewelkt. Wusste gar nicht, dass vor allem für viele Forscherinnen Contact so eine biographische Initalzündung war. Der Artikel lohnt sich.

How Trump Made War on Angela Merkel and Europe – Refind

Die Deutsche Bahn, verständlich erklärt – Christian Gesellmann, Krautreporter

Die Deutsche Bahn, verständlich erklärt – Punkt. Lesenwert.

Raus aus meinem Uterus. Der § 219a und seine Freunde. – Refind

“Man stelle sich mal ein staatliches Programm vor, das an die verpflichtende Konfliktberatung für ungewollt Schwangere ein Antragsrecht auf finanzielle Absicherung knüpfen würde. Ein Programm, dass diese Frauen mit 1500 Euro monatlich bei der Kinderaufzucht staatlich unterstützt, wenn sie das Kind nach einer Beratung dann tatsächlich bekommen. Freilich zusätzlich zum rentenrelevanten Erwerbseinkommen. Es wäre reflexartig von Sozialschmarotzerei die Rede und dass sich dann ja wohl jede Schwangere in den Beratungsstellen vorstellen würde. „Wieso soll ich für fremde Kinder zahlen? Was gehen mich die Blagen von der Schlampe an? Soll die halt die Beine zusammenhalten!“ schreien dieselben bigotten Moralisten, die sich aber vorher doch so sehr um die fremden Kinder in den fremden Uterussen gesorgt haben. So weit geht die eigene Verantwortung  für die Einmischung in die körperlichen Angelegenheiten fremder Frauen dann doch nicht.”

Posted from Diigo. The rest of my favorite links are here. All links shared via twitter can be found on refind.com.

SSL und DSGVO und WP

“Die Umstellung auf SSL ist mit der richtigen Anleitung und einem funktionierenden Backup auch für Unerfahrene ein gut zu schaffendes kleines Wochenendprojekt.”

Quelle: wpletter Mai 2018

Am 25. Mai 2018 muss man soweit sein. Die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erfordert, wenn ich die juristischen Kommentare recht gut verstanden haben, dass auch jeder private Webseitenbetreiber bzw. Blogger ein sinnvolles Impressum sowie eine aussagekräftige Datenschutzerklärung führt. Des Weiteren, und davon kündet der Anfang dieses Beitrags, wird durch die DSGVO auch eine entsprechende Verschlüsselung (SSL) zur Pflicht – also der Schwenk von http zu https in der Adresszeile des Browsers (es sei denn man betreibt wirklich nur eine statische HTML-Seite, ohne große Interaktion mit den Besuchern).

Datenschutzerklärung, SSL, WordPress… woher nehmen? Für WordPress-Nutzer gibt es zwei recht gute Anleitungen, die Schritt für Schritt sowohl das Verschlüsselungsthema als auch die Datenschutzerklärung abarbeiten (ohne Garantie, dass alles funktioniert bzw. im Ernstfall eine Rechtsberatung ersetzt wird). Am Schluss gibt es bei mir noch einen Tipp bezüglich der WordPress-Plugins sowie der Verwendung von Fotos auf dem Blog und der Problematik mit dem Recht am eigenen Bild.

  1. Datenschutzgenerator
    Der Datenschutzgenerator bietet für Privatleute ausgehend von einem typischen Nutzungsprofil (WordPress, die üblichen Social Media-Kanäle sowie Standarddatenauswertung mit Serverlogs, Google-Analytics, matomo) eine entsprechende Datenschutzerklärung zusammenzustellen, die dann auf der eigenen Seite eingefügt werden kann. Mit zwei Podcastfolgen (#54 & #55) unter rechtsbelehrung.com gibt es viel wichtiges Hintergrundwissen, das es lohnt zu hören.
  2. SSL-Verschlüsselung
    Verschlüsselung für selbstgehostete wordpress-Blogs ist an sich auch machbar. Sonja hat hier eine umfangreiche und sehr übersichtliche Anleitung bereitgestellt. Mein Fazit: machbar. Die mixed-content-Probleme sind zwar ein wenig Fummelarbeit, aber auch bei der Umstellung von vier WordPress-Installationen klappt eigentlich alles ganz reibungslos. Weder gab es Inhaltsschwund noch wurde das Design zerlegt.
  3. WordPress-Plugins Man wird merken, dass einige WordPress-Plugins, die man im Einsatz hat, mixed-content Probleme verursachen, sodass man sie vermutlich vorerst abschalten wird bzw. nach Alternativen suchen muss. Jenseits der Verschlüsselungsproblematik können WordPress-Plugins aber auch datenschutzrechtliche Probleme machen, da leider nicht immer klar ist, ob sie DSGVO-konform sind. Insofern sie in zahlreichen Fällen personenbezogene Daten verarbeiten und man als Websitebetreiber verpflichtet ist, diese Datenverarbeitung oder -speicherung kenntlich zu machen, habe ich auf meinen Webseiten generell erst einmal alles ausgeknipst (Jetpack usw.), das mir nicht koscher vorkam. Viel kann man momentan an dieser Stelle nicht tun. Es gibt hier einen Beitrag, der etwas mehr als 100 Plugins auf DSGVO-Konformität abklopft (ohne Gewähr). Ansonsten sollte man noch einmal auf den 15. Mai warten, da will WordPress.org endlich handeln und mit „a comprehensive core policy, plugin guidelines, privacy tools and documentation“ reagieren. Vielleicht wird dann einiges transparenter, die Lage übersichtlicher und man kann mit entsprechenden Hinweisen in der Datenschutzerklärung, einige Plugins wieder anknipsen.
  4. Fotos
    Wenn man viele Fotos mit Personen auf seiner Website einsetzt, sollte man diesen Artikel kurz anlesen: Vorsicht, Kamera! – Fazit: Es ist ein Graus, aber auch nachvollziehbar. – Entsprechend vielleicht mal die Archive des Blogs/der Seite durchwühlen und nach problematischen Fällen fahnden, für die keine Einwilligung alles abgebildeten Personen vorliegt, und diese dann vom Netz nehmen.

Happy DSVGOen und Service-Post Ende.

Von Blumen im Internet (Nachtrag)

Das Thema lässt mich nicht los. Kurz nach dem Verfassen meines Artikels – einem Plädoyer das eigene Blog als freie, unabhängige Blume der sonst so von Konzernalgorithmen durchsetzten Social Media-Welt entgegenzusetzen – bin ich auf einen interessanten Beitrag von Alan Jacobs, einem Professor für Literatur am Baylor College (USA), gestoßen.

Sein Beitrag macht explizit, was ich implizit an meiner eigenen Blogautorenbiographie erarbeitet habe: wir dürfen die Errungenschaften des freien Publizierens und Lesens im Internet nicht einfach aufgrund von Bequemlichkeit und Reichweite, die von Social-Media-Konzerne generiert werden, aufgeben. Die großen Player in diesem Spiel haben Geschäftsmodelle1Allen voran Facebook, das vermutlich auch irgendwann gemerkt hat, dass es gar keine neutrale Social Media-Plattform ist, sondern vielmehr ein Werbevermarkter: The Facebook Brand mit Zielen und inhärenten Logiken, die ihren Nutzern Kompromisse (Datensparsamkeit, Algorithmen, …) und möglicherweise auch Gefahren (Datenschutz, Radikalisierung) aufbürden. In dieser Abwägung sollten wir als Nutzer des Internets oder als (noch-)Nutzer von Social Media-Webseiten mit Bedacht handeln und uns ein wenig Gedanken über die möglichen, zukünftigen Folgen unseres gegenwärtigen Handelns machen.

Alan Jacbos findet für diese Welt der Social-Media-Webseiten ein interessantes Bild, dass er sich von Tolkien borgt. Im Herr der Ringe gibt es die Stelle, in der der Zauberer Saruman mit Mordor kooperiert und Isengart in eine massive Industriestätte umwandelt, die nichts zurücklässt als verbrannte Erde, tiefe Gruben und nicht mehr bestellbares Land:

It is common to refer to universally popular social media sites like Facebook, Instagram, Snapchat, and Pinterest as “walled gardens.” But they are not gardens; they are walled industrial sites, within which users, for no financial compensation, produce data which the owners of the factories sift and then sell.

Den Gefahren und Kompromisse der „walled industrial sites“ a.k.a. Social Media-Webseiten möchte Jacobs mit der Fähigkeit begegnen, zu lernen außerhalb dieser eingezäunten Industriestätten, die letztlich zu nichts anderem werden als Industriebrachen für die freien Gedanken, zu leben. Das offene Internet nutzen, eigene Websites betreiben, freie Technologien einsetzen (er erwähnt dafür zahlreiche Fertigkeiten und Techniken, wobei das Programmieren explizit nicht dazugehört (gut!)) sieht er als entscheidende Komponente und bedeutende Fertigkeit des einzelnen, mündigen Bürgers. Er begründet dies u.a. mit einer Denkfigur eines deutschen Philosophen. Hans Jonas „Prinzip der Verantwortung“ ist vielen sicherlich eher bekannt aus umwelt- bzw. bioethischen Debatten. Die zentrale Leitmaxime…

Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.

… soll Orientierung dabei bieten, möchte man erkennen, was in einer technologisierten Welt als wünschenswert angesehen werden soll. Jacobs leitet daraus eine Art Verantwortung für uns Heutige ab. Ähnlich wie in den Debatten um Nachhaltigkeit kann  Jacobs dahingehend verstanden, dass wir uns Gedanken machen sollten, was wir hinterlassen. Entweder eine eingzäunte, algorithmisierte Welt der Social-Media-Industriebrachen, von denen wir abhängig sind und die uns, zumindest zum Teil, die Freiheit des Diskurses, der Offenheit und Interoperabilität rauben – oder aber ein nicht immer einfaches Leben (ja man verliert ja die Reichweite, die Lemminge zu erreichen) in der freien, wilden Welt des Internets.

We can live elsewhere and otherwise, and children should know that, and know it as early as possible. This is one of the ways in which we can exercise “the imperative of responsibility,” and to represent the future in the present.

Ein paar spannende Gedanken, die Jacobs da äußerst, gesättigt offenbar von seiner extremen Belesenheit:

Alan Jacobs: Tending the Digital Commons: A Small Ethics toward the Future. In: The Hedgehog Review 20(1), Spring 2018.

Das Blog. Eine freie Blume auf dem wilden Feld des Webs

Ist das Blog wieder da? Der kritische “Fall” von facebook, twitter und youtube in den letzten Wochen lassen Kottke.org und Dan Cohen da ein wenig Bewegung sehen. urbandesire.de präsentiert hier einen kleinen zusammenfassenden Artikel, der bewusstseinstromartig zu der Überlegung kommt, dass es schade ist, dass es die Blogosphäre nicht mehr gibt. War es doch der Ausdruck eines freien und offenen Internets, das nicht den Silos der Netzgiganten lag und von Algorithmen, technischen Restriktionen und Radikalisierungswahnsinn abhängig war. Besuchen Sie die gute alte Zeit.

Was war

Weiß  eigentlich noch jemand, was ein Pingback ist? Richtig. Veröffentliche ich einen Beitrag auf diesem Weblog und verlinke auf einen Artikel eines anderen Weblogs, der Ping- oder Trackbacks unterstützt, erhält dieser eine Benachrichtigung, dass von mir auf seinen Artikel Bezug genommen wurde.

Ähnlich wie in Zeiten von Smartphones und Spotify, das Wissen darum, was eine Musikkassette oder eine CD eigentlich ist, gänzlich verschwunden ist, ist vermutlich auch die Kenntnis, was ein Ping- oder Trackback sein könnte, vom Aussterben bedroht. Wenn es überhaupt eine breite Masse jemals wusste.

Dieses Wissen stammt aus einer Zeit Welt, in der Begriffe wie Blogosphäre, Internettagebuch, Blogroll, Klotüren des Internets bedeutungsvolle Konzepte waren. Sie suggerierten ein wenig den Hauch des Aufbruchs in ein neues Jahrtausend, indem es durch Technologie möglich geworden ist, selbst zum Sender, Redakteur oder Medium zu werden. Irgendwie urban abhängen und Blogs statt Kultur verfassen und damit im besten Fall die neue, alte Medien überdröhnende Stimme zu sein. All sowas halt.

Rückblickend betrachtet war die Relevanz der Blogosphäre dann doch recht beschränkt. Die Blogs, über die geredet wurde, waren nur von kleiner Anzahl.1Dieser Artikel in der FAZ aus dem Jahre 2010, fasst das sehr schön zusammen. Sozusagen die Quintessenz dessen, was hängen blieb von der deutschen Blogosphäre.

Tod des Blogs

Sechs Jahre später konnte man dann wirklich vom Tod des Blogs sprechen:

Heute gibt es diese Blogs zwar noch immer, sie sind jedoch bedeutungslos. Die Blogger von früher schreiben entweder direkt auf den Seiten der etablierten Verlage oder sie sind […] mit professionellem Webauftritt, mit hohen Besucherzahlen, Werbung, Sponsoren und fest angestellten Mitarbeitern nichts anderes als, sagen wir es ruhig: Verleger.2Michael Spehr (2016): Blogs am Ende

Einige Blogs haben sich noch gerettet, man findet sie noch einsam vor sich hin publizierend. Einige sind den Weg der Professionalisierung gegangen und zu einer Art Lifestyle-Magazin oder Linkschleuder geworden. Viele der Bloggerinner und Blogger sind als Autorinnen und Autoren bei etablierten Medien untergekommen und das, was die Blogs zu Beginn des Jahrtausends einmal waren, hat sich auf zentrale Plattformen und andere Publikationsformen verteilt: Influencer sind heute bei Instagram, Produkttester bei youtube; Debatten werden auf twitter geführt, Reichweite hat man bei facebook, wo man seine kuratierten Inhalte teilt und Podcasts haben ein unaufhaltsamem Aufstieg erlebt, der sie quasi zum Standard des gesellschaftlich-politischen Kommentars zur Einordnung der Weltlage hat werden lassen.

Pathologie des Untergangs – warum?

Als seit 2012 der (langsame) Tod des Blogs ausgerufen wurde und auch wirklich um sich griff, gab es immer zahlreiche Hypothesen, woran es denn nun liege:

  • Selbstüberschätzung der Blogosphäre, die nach anfänglichem Hype durch die ihr eigentliche fehlende Relevanz wieder in die Bedeutungslosigkeit eingeebnet wurde. Sozusagen den Platz erhalten hat, den sich verdient
  • die anstrengende und latente Beschäftigung mit sich selbst, die zu immer mehr Bloggercharts, -listen und gähnend langweiligen Diskussionen führten, wie die dabei angewandten Algorithmen zu interpretieren, auszuhebeln und zu beachten seien,
  • eine Kannibalisierung durch zentrale Social Media-Plattformen – allen voran facebook3„Seit Facebook nicht mehr demokratisch und chronologisch die letzten Posts anzeigt, sondern das, was der Algorithmus für relevant hält, werden Blogs immer weniger gelesen. Das ist ein Fakt, den ich aus Erfahrung bestätigen kann.“ von watp – oder zentralen Blogging-Dienster neuer Provinenz wie medium.com
  • der hinterlistige Zug von Google mit dem Abschalten des GoogleReaders in 2013 RSS-Feeds und damit auch den Blogs den Gar auszumachen, um die eigene Platform Google Plus zu pushen
  • mangelnde Monetarisierungsmöglichkeiten für alle diejenigen tollen Autorinnen und Autoren, die ihr Blog aus einem privaten Zeitvertreib in die unabhängige Professionalisierung treiben wollten,
  • Ermattung und Einsicht des privat bloggenden Hobbyautoren, dass ein Blog schon viel Zeit in Anspruch nimmt und man nicht immer zu jedem Thema eine dezidierte und publikationswürdige Meinung hat.
  • die Feststellung, dass das eigentlich keiner liest und vielen Bloggerinnen und Bloggern letztlich die Kundschaft fehlt. Menschen interessieren sich für Menschen. Aber nur ich, ich ich und Befindlichkeitsfixiertheit unterbrochen von belanglosen Beiträgen über den letzten samstägigen Spaziergang, weil das portraitierte Leben dann doch zu langweilig ist, scheint dann wohl doch zu viel für die meisten Leser zu sein und der Mensch klickt weg.

“It is psychological gravity, not technical inertia, however, that is the greater force against the open web. Human beings are social animals and centralized social media like Twitter and Facebook provide a powerful sense of ambient humanity—the feeling that “others are here”—that is often missing when one writes on one’s own site.”4Back to the Blog by Dan Cohen

Inneres Exil des Bloggers?

Warum ich persönlich stoppte zu bloggen bzw. begann wesentlich weniger auf diesem bald 14 Jahre altem Weblog zu publizieren, hat vielerlei Ursachen.

Die Zeit. Zunächst meine Neigung zur Langstrecke. Wenn ich über etwas schreibe, dann artet das immer aus, gerät viel zu lang und man kann die Pointe bzw. die Hauptthese zwischen all den Gedanken meist gar nicht mehr finden. Lange Texte benötigten zudem einfach mehr Zeit, die mir in der finalen Phase meines Studiums, während der Promotion und auch jetzt im Berufsleben einfach fehlen. Ich sitze manchmal sechs, sieben Stunden an einem Text. Mit Unterbrechungen allgemeiner Lustlosigkeit bleibt dann einfach vieles liegen und es wird sich anderen gewidmet.

Die Relevanz. Weiterhin hatte dieses Blog nie die richtige Reichweite. Die Kommentarspalten sind, bis vielleicht auf eine heiße Phase in der Mitte der 2000er,  wenig genutzt worden – will sagen, keiner liest das. Egal, wieviel ideologischen Firniß man jetzt an sich selbst hängt, wer in das Internet schreibt, will gelesen werden, will das man wahrgenommen wird. Die beste Währung sind dann vor allem Kommentare. Gab es nie. Somit beschleicht mich stets das Gefühl, dass niemand da draußen ist, den das nur ansatzweise interessiert.

Die Ablenkung. Die anderen Social Media-Kanäle lenken ab. Und durch ihre Allgegenwärtigkeit und schiere Menge, geriet man schnell nur zum passiven Konsumenten, der schnell etwas teilt, ohne sich selbst dazu zu positionieren. Wie leicht retweetet man heute einen Text, ohne nur im geringsten Maße Stellung dazu zu beziehen.

Der Autor. Auch kann ich sagen, dass ich mich nie damit abgefunden habe, hier öffentlich zu schreiben. Privates wird stets verklausuliert in kryptische Prosa  gepackt, die voller ahnungsvollem Raunen realistische Andeutungen sofort zurücknimmt und mit mäandernden Sätzen hantiert, die im nichts verlaufen. Ich bin einfach kein wirklich guter Autor, der knackige Texte mit eleganten Gedanken in das Internet schreibt. Ich bin wie so viele ander Bloggerinnen und Blogger gefangen in einer Mittelmäßigkeit, die vermutlich einige dann letztlich auch zur Einstellung ihrer privaten Publikation führten. Man muss zum Schreiben schon ein ganz bestimmte Beziehung haben, wenn man sich das ohne Arbeitgeberdruck oder Geld aus bloßen Mitteilungsbedürfnis antun will.

Back to the Blog

Trotzdessen habe ich es nie über das Herz gebracht, dieses Kleinod an über 1000 Artikeln, das in seiner Gesamtheit ein Blog bildet, einfach abzuschalten. Es hat mich durch zahllose Stationen meines Lebens begleitet, viele Beziehungen gesehen, wurde mit Nichtbeachtung gestraft als instagram, facebook oder twitter wichtiger waren, ist der Ort von hunderten Tippfehlern, die ich öffentlich zur Schau stelle, und doch blieb es bestehen. Am Anfang (vor 5-6 Jahren) dachte ich immer mit schlechtem Gewissen, ich müsste noch was bloggen. Speicherte dafür Links und Ideen, über die ich noch schreiben wollte. Aber mit der Zeit war auch dieser innere Druck vorbei und ich postete ab und an etwas, wenn mir danach war.

Um mich herum schlief die Blogosphäre ein oder auch mein Interesse an ihr. Aber wenn ich heute in die Blogroll der tbz blicke, da wo alles für mich begann, ist mit klingsor, rene von yetanotherblog, Jens und vielen anderen doch noch einiges los, insofern sporadisch oder gar regelmäßig gebloggt wird. Erstaunlich nach all der Zeit.

Doch der richtige Drive, wie es etwa momentan youtube oder auch die Podcastlandschaft (gut so) erfährt, ist raus.

Eigentlich ist es schade um das Blog und die Blogosphäre. War es doch nicht nur eine Kulturtechnik und diskursive Praktik, die eine spannende Gegenöffentlichkeit zu Politik und etabilierten Medien bildete und letztere sicherlich bereicherte, sondern auch eine Errungenschaft des Open Webs. Mit selbstgehosteter Blogging Software, RSS, Kommentarfunktion, Tracksbacks war man unabhängig. Frei vom Algorithmus der Betreiber und der anstrengenden Community, die Portale wie youtube und facebook mit sich bringen5ja… natürlich auch frei von der Reichweite, den diese einem bescheren können, ohne Sorge bei Einstellung des Dienstes entwurzelt zu sein (siehe Soundcloud oder memit). Doch die Infrastruktur ist verweist, die Community nur noch eine Quersumme anderer Netzwerke, nicht mehr richtig vernetzt ist, sich auch nur noch wenig lesend usw. … jeder bloggt für sich… einfach wie eine freie Blume auf dem wilden Feld des Webs. Nur eben allein. Allein mit der bloßen Ahnung, dass es da auch noch andere gibt.

Notiertes

Vor ein paar Tagen einen handschriftlichen Zettel gefunden, auf dem ich vor ein paar Jahren (?) – zumindest vor einiger Zeit – mal so ein paar Gedanken niedergekritztelt hatte. Beim nochmaligen Lesen bin ich leicht überrascht, obzwar der immer noch geltenden Güte dieser Ideen. Ich weiß leider nicht mehr, warum ich das notiert hatte.

Hintergrund: es geht um Moblität.

1) Statt Dienstwagen… nur noch ein Mobilitätsguthaben, dass jenseits des Flugverkehrs vor allem öffentliche Verkehrsmittel, Carsharing, MFG favorisiert

2) Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen: 120 km/h

3) Die Deutsche Bahn steuerungspolitisch umwidmen. Statt daraus eine börsennotiertes und profitorientiertes, halbstaatliches Unternehmen zu machen, sollte diese mit dem einzigen Auftrag ausgestattet werden, der sinnvoll ist: öffentlichen Nah- und Fernverkehr günstig und zuverlässig bereitstellen sowie die Logistik auf die Schiene bringen.

4) Akzeptieren, dass das E-Auto als neuer Goldstandard der Individualmobilität keines unseres Probleme (Klima, Verkehrsüberfüllung, Parkplatzmangeln etc.) lösen wird

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