Kopfhörer für den mobilen Gebrauch an Ipods und Iphones sind für mich immer ein finanzielles Grab. Ich habe über die Jahre garantiert 15 Stück verschliessen. Dabei reichte die Spannweite von 5-6 Apple-Standard-Headphones, mehrere Sonys, Phillips und zuletzt Sennheiser. Finanziell lag meine Schmerzgrenze meist bei 50-60 Euro. Bisher. Heute habe ich mir die Denon AH-C 560R gekauft. Sie liegen für In-Ear-Kopfhörer eine Preisklasse über den bisherigen von mir verwendeten. Ich hatte aber noch einen 20 Euro-Gutschein, so dass die 89€ nicht ganz so weh taten.
Aber es ist eine gehörige Wohltat. Dazu später mehr. Zunächst erst einmal zu den wichtigsten Ausstattungsmerkmalen. Wichtig war für mich, die Iphonefunktionalität per Fernbedienung steuern zu können. Laut, leise, Play, Stop, Skip und natürlich das Annehmen von Telefonaten. Das funktioniert soweit ganz hervorragend. Und ich freue mich fast, dass man beim Usability-Design nicht den Weg von Apple mit kaum spürbaren Kippschaltern gegangen ist, sondern den Weg von klassischen Knöpfen wählte, die sich als Dreigespann schnell unterscheiden lassen und nicht ständig ein Befühlen nach sich ziehen, ob man denn gerade im richtigen Bereich der Fernbedienung herumdrückt. Leider hängt die Fernbedienung viel tiefer als bei den Apple-Kopfhörern, so dass man beim Telefonieren erstmal alles zurechtrücken oder auf den mitgelieferten Clip setzen muss. Schön ist, dass das Kabel doch recht lang ist. Praktisch also, wenn man es unter der Kleidung entlangführt. Man kann bequem das Iphone aus der Tasche ziehen und auf Hüfthöhe bedienen. Das Kabel allgemein fühlt sich schön kräftig an und ich hoffe, dass der Preis auch der Neigung zum Kabelbruch entgegenwirkt – einer der häufigsten Gründe, weswegen ich mir neue Kopfhörer besorgen muss.
Die Klinke ist abgewinkelt, nicht so schön wie bei den a-Jays, aber das ganze wirkt recht stabil. Zumal sie offenbar wie der Rest der Ummantelung aus gehärtetem Gummi ist. Die Kopfhörer selbst sind schwarz, unauffällig, aber recht groß. Dieser große Treiber (aus Metall!!!) hat viel Einfluss auf den Klang. Er ist über den Daumen gepeilt basslastig. Was für mich, der es sowieso gerne bassiger hat, hervorragend ist. Als Hörer von Metal/Hardcore und Gedöns ist das Kaufen von Kopfhörern sowieso eine Qual. Gut kommt die Musik erst, wenn sie etwas lauter ist. Ja, ihr Puristen, ihr hört HC leise… iss klar. Sobald man aber in die lauteren Bereich eindringt, wird die Musik zum Soundbrei. Meist sind es die Höhen, die dann beim extensiven Snarr-Drum- oder Beckeneinsatz zu sehr ausreißen und sich unangenehm in den Vordergrund drängen können. Deswegen ist meiner Ansicht nach bei diesen Musikrichtungen stets eine gute Entscheidung, auf über den kompletten Frequenzbereich ausgewogene oder leicht basslastigere Kopfhörer zu setzen.
Als ich sie zum ersten Mal verwendete, dachte ich: Krass. Ich finde, dass sie am Iphone im Vergleich zu Apple-Kopfhörern oder auch den Sennheisern CX300 II ausgesprochen ausgewogen wirken. Der Bass ist für mich genau richtig betont. Vermutlich ein Tick zu stark, aber eben für mich genau richtig. Ein schöner, tiefer und sauberer Druck im Hintergrund, der lange nachhält. Aber auch der Rest ist beeindruckend. Es werden nahezu alle Spielereien über den kompletten Frequenzbereich sauber mitgemacht. Präzise und genau. Es baut sich eine schöne Klangbühne auf und es ist bei geringer Umgebungslautstärke problemlos möglich, alle einzelnen Stimmen zu orten. Vielleicht gibt es einen Hang dazu, dass die Mitten zwischen Höhen und Tiefen etwas untergehen. Das müsste ich noch genauer beobachten. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass intensive Zischlaute und extremes Kreischen zu scharf sind. Aber ich hatte noch nicht die perfekte Passform mit den Silikon-Tips gefunden. (Es sind die ersten Kopfhörer, bei denen ich offenbar die kleinste Größe benötige.) Jetzt ist es besser, auch wenn tendenziell die Höhen bei steigenden Lautstärke nicht allzu sauber sind.
Ich würde den Klang fazituell als recht „warm“ beschreiben. Nicht ganz zufrieden bin ich, wie bereits erwähnt, mit der Auflösung bei verschiedenen Lautstärken. Leise und „mittellaut“ sind die Kopfhörer tadellos. Bei größerer Lautstärke werden mir persönlich die Höhen etwas zu überbetont. Sie kreischen gar, so dass sie die Mitten stark auffressen. Das fällt aber nicht ganz so sehr ins Gewicht, da die Abschirmung von Außengeräuschen wirklich die beste ist, die ich jemals hatte. Es reicht an der Supermarktkasse nicht mehr, den Ipod auszuschalten, sondern ich muss, um etwas zu verstehen, die Kopfhörer wirklich ablegen (ja, ich weiß, das ist unhöflich). Ich muss somit nicht so laut drehen.
Aber wie gesagt: Nicht zu laut, ist die Soundauflösung extrem gut und ich finde das komplette Paket, dem auch noch eine nette und vor allem stabile Transportbox beiwohnte, (bitte lass‘ mich sie benutzen) preislich wirklich gerechtfertig.
Bleibt nur zuletzt noch eine Anklage gegen Apple. Warum zur Hölle ist es nicht möglich, Equalizereinstellungen auf das Iphone respektive den Ipod zu übertragen. Oder hab ich da was verpasst?
22.12.2010 at 19:30
Wie immer, wenn es um Kopfhörer geht: Comply Foam Tips. Wenn dich das Gefühl von Ohropax nicht stört und du evtl. noch mehr Abschottung von Außen wollen würdest, dann kann ich die Dinger vorbehaltlos empfehlen. Obwohl ich nach dem Review bezweifel, dass das nötig sein wird aber die werten fast jeden Kopfhörer imho ziemlich auf.
Eine Frage noch hast du bei denen oder bei deinen früheren Modellen auch das Phänomen, dass es bei der Lautstärke einen Punkt gibt, an dem die Höhen merklich definierter werden?
22.12.2010 at 21:46
Solche Dinger waren schon dabei. Fand es ganz okay, aber nicht notwendig. Aber was meinst genau mit den Höhen?
22.12.2010 at 23:34
Achso, na dann. 🙂
Das ist schwer zu erklären: Es gibt auf meinem iPod so einen Punkt bei der Lautstärke, der ein bisschen wie eine Grenze wirkt. Darunter ist der ganze Sound insgesamt etwas dumpfer und wenn der Punkt überwunden ist, dann kommen plötzlich wesentlich mehr Höhen rein und der ganze Sound wird ausgewogener. Das ist selbst bei weniger bass-lastigen InEars der Fall.
Aber vielleicht ist das auch nur eine besondere Form der Altersschwäche von meinem iPod. Einzelschicksale und so 🙂