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Lernbares

Ist es eigentlich schon die Zeit wieder etwas zu schreiben? Ich denke ja. Ich kann mich noch an einen Blogeintrag erinnern, in dem ich wieder einmal über die Welt herzog. Am konkreten Beispiel vollzog ich nach wie sich im alltäglichen Miteinandern die Selbstvermarktung pervertiert. Fazit war es eigentlich, dass, wenn man selbst nun nicht besonders gut mithalten, eigentlich die Flucht nach vorne nur durch Schweigen ermöglichen kann. Solche sozialen Zusammenkünfte, die einem aufzeigen, dass man sich doch viel zu stark an den anderen orientiert oder stets die Masse im Blick hat, bleiben halt einfach brenzlig. Ich denke, ich hab diesbezüglich vieles gelernt in der letzten Zeit. Leider nicht immer aus eigener meditativer Erkenntnis, sondern eher aus Notwendigkeit. Witzigerweise ändern sich manche Dinge nie. Seit ich denken kann, verfolgt mich das Bild, dass wir Menschen grundsätzlich nicht gleich sind (egal, was Anthropologen, Erkenntnistheoretiker oder Vernunftsoptimisten behaupten). Man kann sich anstrengen und winden, man kann die Nächte durchmachen und lernen oder auf das erträumte Ziel hinarbeiten. Wacht man dann eines morgens auf, muss man feststellen, dass es da andere gibt, die ohne vor Anstrengung zuckenden Wimpern einfach mal so an dir vorbeiziehen. Menschen, die es aufgrund intellektueller oder auch psychischer Basis scheinbar leichter haben.

Damals tat mir das noch weh. Vor allem wenn Kommentare folgten, die von Unkenntnis in die eigenen (natürlichen) Vorteile zeugten. Aber nach all den Tritten der letzten Monate scheinen sich so kleine Rückschläge auch nicht mehr so schlimm anzufühlen. Im Prinzip – so paradox das jetzt auch klingen mag – bin ich über einige Rückschläge ganz froh. Über diejenigen, die potentiell die eigene Existenz gefährden natürlich nicht. Da wären z.B. ein latentes Gefühlschaos in den letzten zwei Jahren zu vermelden. Aus heutiger Sicht betrachtet, waren einige Tage die Hölle. Ich kann heute zwar irgendwie nicht mehr sagen, warum, weil ich die Gründe selbst nicht mehr zu benennen mag, aber es bleibt so ein modriger Geschmack zurück mit dem man scheinbar die eigene Seele eingerieben hat. Es war immer so ein hin und her. Soll man es noch mal probieren oder lässt man es bleiben, weil Universen einfach brutal auseinanderstreben? Ich war zeitweise sehr unsicher und entfernt von jeglichem Kurs. Ich strauchelte durch die Nächte, fand mich in den Armen so mancher, aber war stets zu nah am Abgrund.

Es macht einen schon fast wahnsinnig, wie viel klärende Gespräche man ansetzt oder wieviel Emails endlich beiden Personen die Wirklichkeit vor Augen halten sollte. Es war fast schon inflationär. Und im Endeffekt dreht man sich nur auf einem Punkt immer tiefer in das Wissen, dass letztendlich nur abgewunken werden kann. Zeitweise macht mich das schon traurig. Aber ich habe schon so oft die Nähe zu Menschen verloren und bin im Prinzip stets verblieben mit mir selbst. Es geht also. Alleine sein. Und doch wünscht man es nicht. Das Nicht-alleine-sein-Wollen wurde ja auch schon fast inflationär in diversen Texten besprochen.

Es ist gut zu wissen, dass es anderen gut geht. Glaubt man denn den Worten. Und es ist gut zu wissen, dass man selbst auch als okay durchgeht.

1 Kommentar

  1. Ich hoffe sehr, du bist okay. So okay wie wir eben sein können.
    Nichts mehr wünsche ich dir (mir)…

Kommentare sind geschlossen.

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