Chili mag Dallas Green. Kaum spielte ich die ersten Takte des neuen Albums von City And Colour an, kam sie auch schon ins Zimmer und legte sich vor den Schreibtisch, mir in den Rücken. Sie passt auf alles gut auf. Es muss schon irgendwie schwer sein, so getrennt zu sein von den wichtigsten Wesen in ihrem Leben. Sie verschwanden einfach, sagten „Tschüss“, drückten sie noch einmal und kamen nicht nach wenigen Stunden wieder. Irgendwie ist der Alltag ein wenig aus seinen Fugen gehoben worden. Und so wird jedes Türknacken zu einem kleinen Hoffnungszeichen, dass vielleicht die beiden in der Tür stehen und einfach wieder da sind. Aber sie sind verreist. Nur wenige Tage, aber was heißt das schon in einem Menschenleben.Ich glaube gestern Nacht ist ihr das klar geworden. Ich legte das große Sitzkissen – ihr Schlafplatz – in mein Zimmer ließ die Türen offen und legte mich ins Bett. Nach einigen Minuten kam sie aus dem Flur hineingetapst. Betrachtete vermutlich meine schon fast schlafenden Schemen. Legte den Körper still aufs Kissen, den Kopf auf die Bettkante. Auch sie wollte schlafen. Morgen ist der Spuk vielleicht vorbei. Morgen sind alle wieder da.
Früh morgens begann es zu stürmen. Die Regentropfen prasselten an die Fensterscheiben. Sie wurde unruhig. Sie legte sich an mein Fußende. Ich ließ sie gewähren. In solch‘ einsamen, stürmischen Zeiten ist ein wenig Rudelbezug möglicherweise ganz entspannend. Sie schlief wieder ein und wir dösten gen Tag.
Am Vormittag gingen wir spazieren. Die Wege waren vom Regen noch ganz nass. Die Runde sollte eigentlich nur ganz kurz sein. Doch das Wetter wurde besser und so entschieden wir uns, einfach noch ein wenig weiter zu gehen. Im Park setzen wir uns nach ausgiebigem Stöckchenholspielen auf eine Bank und beobachteten die Sonne, wie sie langsam das Gras, die Bäume und alles im Park trocknete. Seltsam. Samstags im Park und wir waren allein.
Am Nachmittag war ich beschäftigt. Chili offenbar auch. Die Wohnung roch noch nach Kaffee und der Verkehr auf den Straßen ging in die Ruhe des Nachmittags ein. Hunde können auch einsam sein. Sie vermissen dann etwas. Und denken an etwas. Unbemerkt sah ich Chili wie sie den Kopf auf der Decke abgelegt hatte und zum Fenster hinausstarrte. Die Wolken hangen grau über der Stadt. Ab und an rauschte ein Auto vorbei sonst war es still. Chili blickte mit müden Augen aus dem Fenster. Sie suchte nichts, sie achtete nicht auf das, was sich da draußen bewegt; nichts konnte ihr Interesse binden. Sie seufzte. Ein hohes trauriges Seufzen. Gefolgt von einem tiefen Atemzug, dessen eingezogene Luft langsam zur Nase hinausgepresst. Die Barthäarchen flimmerten. Jetzt bemerkte sich mich. Blickte mich an und beschämt weg.
Nur noch ein paar Stunden, Kleines.
03.03.2008 at 08:29
Schön geschrieben.
03.03.2008 at 10:40
Kann mich nur anschließen, sehr schön geschrieben. so wunderbar leise und doch treffend.