Das letzte Konzert von boysetsfire in der Conne-Island in Leipzig liegt nun schon knapp 1 Woche hinter mir. Dass es bisher noch keine kleine Konzert-Review gab, lag zum einen an der immer zum Bloggen knappen Zeit, auch daran, dass ich so ein Ereignis erst einmal sacken lassen musste. Die Vorfreude auf das große Ereignis wurde ja im Blog bereits intensiv behandelt.
Die großen Wogen, die diese Konzert schaffte auszulösen, sind nur schwer beschreiblich. Es ist immer etwas Magisches und Verstörendes, wenn man weiß, dass man eine Band (vermutlich) zum allerletzten Mal sehen wird. Es braucht lange bis man realisiert hat, dass es so, wie es bisher war, nun endgültig vorbei ist. Deswegen wog es um so schwerer, dass Jojo und ich zuerst keinen Karten mehr bekamen und dann auch noch mein Gefährt, das uns nach Leipzig bringen sollte, am Tag des Konzertes streikte. Der an der Benzinpumpe befestigte Benzinschlauch war porös und aufgerissen, so dass das Blut des Autos auf der Straße verteilt wurde. Mit großer Angst begab ich mich also in die Werkstatt, die glücklicherweise eine kleine Notoperation vornehmen konnte, so dass Jojo und ich – zwar ängstlich – aber immerhin überhaupt fahren konnten.
Die Vorbands – einmal The Blackout Argument aus München und Dear Tonight aus New York waren, wie bei Vorbands üblich, stark bemüht den Laden, der wirklich sehr überfüllt war (angeblich war das Konzert ausverkauft), zum Tanzen zu bewegen. Natürlich mit weniger Erfolg. Die fünf Herren von „The Blackout Argument“ wirkten mit ihrem post-hardcore-Sound auf mich recht erfrischend, wenn auch nicht besonders innovativ. Aber so eine junge Band ist ja erst in der Entwicklung. Verbleibt zur Beobachtung in den Augenwinkeln. Interessanter fand ich da schon die Amerikaner. Mit kreischenden Gitarren und einem sehr gesangslosen Sprechgesang des Sängers verblüfften sie auf beeindruckende Weise die Konzertbesucher. Ihrer Musik mischten sie schöne Melodikwechsel bei, sowie eine zweite Shout-Line durch den Bassisten. Der doch recht punkig angehauchte HC stellte für mich etwas nicht alltägliches, selten gehörtes dar. So habe ich mir die CD der Herren aus Brooklyn auch fix bestellt.
Aber das Hauptaugenmerk lag an diesem warmen Maiabend auf Boysetsfire. Schön war, dass Jojo und ich durchaus gute Vergleichsmöglichkeiten zu dem letzten Auftritt von Boysetsfire in der Conne hatten. Und ich persönlich fand, dass man an diesem Freitagabend den zum letzten Konzert fehlenden Josh durchaus gespürt hat. Denn er übernahm bei vielen Parts von Songs einige Shoutlines und spielte auch bei der Musikalität der Gitarren eine große Rolle. Ich kann zwar nicht absolut befürworten, dass die Band wesentlich besser klang, aber die Abstimmung und das Spiel untereinander empfand ich als abgeklärter und sicherer. Was mir auffiel und aufstieß war die mäßige Setlist. Die Songreihenfolge wurde durchaus gut begonnen, doch viel zu früh – wie ich finde – würde das Acousticset eingeschoben, dem dann weitere eher ruhige Songs folgten. Ich meine, dass so etwas in das hintere Drittel eines Konzertes gehört, um danach genügend Spannung für einen richtig geilen und harten Abgang vorzubereiten. Trotzdem gab die Band das ganze Konzert über richtig Gas und brachte den kompletten Club zum Brodeln und Tanzen. Einzigartig war, wie der komplette Saal die ersten Takte von „Walk Astray“ oder den kompletten „My Life In The Knive Trade“-Song mitsang. Was mich nervte, waren aber die immer wieder viel zu langen Pausen zwischen den einzelnen Songs, in den auch nicht etwa die Instrumente gestimmt wurden, sondern einfach nur in die Menge geglotzt wurde. War vielleicht auch dem geschuldet, dass sich ständig Stagediver zu den Songenden auf der Bühne befanden und nach dem Ende des Liedes auch nicht mehr springen wollten.
Es ist aber immer wieder beeindruckend wie persönlich BSF mit den Fans umgeht. Selbst vor dem Konzert schlenderten die Herren auf dem Conne-Vorplatz zwischen den wartenden Fans und grinsten diese an. Während des Konzertes nahmen sich durch die Energie der Musik richtig Tuchfühlung auf und spielten nicht nur einfach für die Besucher, sondern fast mit ihnen.
Im gesamten ein unglaublich schönes und unvergessliches Konzert, dass leider viel zu schnell vorbei war. Ich hatte mir zwar vorgenommen, etwas abseits das Konzert zu genießen. Aber irgendwann hielt es mich nicht mehr und ich stürmte in die Mitte zum Abholen der blauen Flecken. Ich bekam nur einen. Auf der Brust. Nah am Herzen.
Beten wir für eine Reunion in vielleicht drei, vier Jahren!
Fotos vom Konzert bei flickr
beetlebum und seine neue Kamera auf dem Konzert (Pflichttrackback)