Gewitter

Diese Gewitter hier in Jena machen mir Angst. Sie sind st?rker als die, die ich aus meiner Kindheit kenne. Es waren nur Minuten, die sie andauerten und man freute sich auf sie.
Hier aber sind sie anders. Nichts ahnend und auf einen sch?nen, gar hei?en, Tag folgend brechen sie nachts ?ber die Stadt herein. Die Blitze knallen wie hei?e Speere in die B?den und H?user. Der Himmel ist hellrosa erleuchtet und die H?user strahlen taghell. Der Donner grollt, laut unaufh?rlich, immer wieder und wieder, ?berschl?gt sich schlie?lich selber und bricht sich zwischen den H?userschluchten selbst. Der Wind verzerrt die Regentropfen ins Unendliche. Wie kleine Seile n?ssen sie alles: B?ume, Autos, H?user, Menschen ein. Die B?ume ?chzen in der aufgezwungenen Biegung des Windes.
Ich stehe hinter einer dicken Fensterscheibe. Alle T?ren sind verschlossen. Aus Angst habe ich alle Stecker den Steckdosen entw?hnt. Ich sp?re bei jedem Windsto?, bei jedem hernieder krachenden Donner, wie die Scheibe ersch?ttert wird. Sie mir f?rmlich entgegen kommt. Ich muss mich dagegenstemmen, um Sicherheit zu sp?ren. Der Wind l?sst nun die Regentropfen gegen die Fensterscheibe prasseln. Tropfen f?r Tropfen bedecken sie das Glas bis schlie?lich von der Au?enwelt nichts mehr zu erkennen ist. Pl?tzlich zucken Blitze ?ber die Wiesen. Mit einem gro?en Knall wird das Auftreffen auf dem Boden vom Donner gefeiert.
Langsam wird es schw?cher, weniger Blitze zucken, der Donner wird seltener. Nur noch seltener kracht er in gewohnter St?rke auf die Erde hinab. Der Wind gibt nach, l?sst die Baumkronen wieder frei. Die Regentropfen beruhigen sich. Sie h?ren auf gegen Fenster, T?ren, H?user und Autos zu prasseln. Tropfen wieder gem?chlich und senkrecht auf die ver?ngstigen Dinge. Ab und zu flackert der Himmel rosa auf. Ganz langsam wird es still. Die normalen Ger?usche der Stadt sind wieder zu h?ren. Pl?tzlich fahren wieder die Autos, die Menschen gehen aus ihren Deckungen laufen schnell nach Hause von einigen wenigen Blitzen und Donnergrollen begleitet.
Nun macht auch der junge Mann im gegen?berliegenden Haus den Fernseher aus und geht zu Bett.