Dieser Philip Selway ist mir völlig unbekannt. Aber er passt zu mir. Zumindest sagen das die Empfehlungen bei last.fm. Gut. Also einfach mal fix den Itunes Music Store geöffnet und das Werk „Familiar“ heruntergeladen. Ab auf den Ipod und dann durch die Stadt… nichts ahnend, was mich da erwartet. Schön, denke ich, schön. Aber, Moment? Philip Selway? Der Name ist dir doch bekannt. Ja! Verdammt. Das ist der Drummer von Radiohead. Aber was tut der da? Moment. Drummer, die plötzlich beschliessen sich von der Band abzukoppeln und etwas eigenes auszukoppeln, müssen zunächst kritisch betrachtet werden. Zu zahlreich sind die Fehltritte. Okay. Dave Grohl zählt nicht. Nirvana waren ja zur Gründung der FooFighters so gut wie Geschichte. Ich denke da an Ringo Starr, Phil Collins oder ganz schlimm Jimmy Chamberlain, der mit seinem Projekt Jimmy Chamberlain Komplex eine Album veröffentlichte, welches Milde gesprochen allenfalls als Fahrstuhlmusik dienen konnte.
Also müsste man ja zunächst skeptisch werden, wenn wieder ein Drummer hervortritt und die Komposition einer ganzen Platte vorantreiben will. Aber meine anfängliche Begeisterung hat gezeigt, dass Philip Selway auf „Familial“ irgendwie alles richtig gemacht hat und er hat mit seinem ersten Soloalbum etwas gemacht, was man aus dem Umfeld von Radiohead wohl nicht erwartet hätte. Familial ist nicht wie Yorkes Eraser-Platten eine Electro-Fummelei hart an der Grenze des Hörbaren, sondern wunderbar sanfte Indie-Folk-Acoustic-Musik, die mit elektronischen Spielereien so sparsam verfährt, dass diese fast ins Unhörbare versinken. Ebenso richtig war es auch – so sehr ich auch Thom Yorke verehre – diesen eben nicht auftreten zu lassen und das obligatorische Ständchen singen zu lassen, sondern vielmehr einen eigenen Schritt zu gehen, der die musikalischen Spuren Radioheads nicht verleugnet, aber eben doch anders klingt.
So ist bereits der Opener „By Some Miracle“ richtungsweisend. Mit spärlicher Instrumentierung, gehauchtem Gesang und wenig sparsam eingesetzten elektronischen Effekten schlürft sich das Album ins Ohr und geht nicht mehr aus dem Ohr. Mal hier noch ein Piano, mal ein paar mehr elektronische Tipser und stets der gehauchte Gesang oder ein sanfter Background-Chorus. Es gibt keinen wirklichen Ausfall in den gut 32 Minuten. Allenfalls „Broken Promises“ zieht dann doch zu sehr seinen Weg in Richtung eines schlechten Weihnachtslied-Refrains. Kann aber damit dieses hervorragende Album nicht wirklich trüben.


By Some Miracle

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