Escapado - Initiale (2007)Escapado sind für mich die Neuentdeckung des Jahres 2008. Einerseits ist dies natürlich ein schöner Titel für die Band, aber es muss zugestanden werden, dass das Jahr noch recht jung ist und es noch nicht genau feststeht, was in den kommenden 363 Tagen auf mich und das urbandesire-Blog musikalisch zukommt. Nicht desto trotz findet sich im zweiten Album der Flensburger Band Escapado (bereits im September 2007 veröffentlicht) hervorragender Hardcore von der Küste. Grobschlächtig geurteilt: Lässt man den deutschen Gesang weg, klingt das, was in den gut 43 Minuten da abläuft, überhaupt nicht nach Deutschland und schon gar nicht nach dem Grand Hotel Van Cleef – der Heimat von Tomte, Kettcar, Olli Schulz und dem Hund Marie. Aber trotzdem veröffentlichten Escapado ihren zweiten Longplayer neben dem Stammlabel „zeitstrafe“ eben auch auf dem Grand Hotel und bewiesen einerseits sich selbst, dass man auch bei einer indielastigen Plattenfirma als Hardcoreband froh werden kann und anderseits dem Grand Hotel, dass es weiterhin den Mut beweisen sollte, „Exoten“ zu signen, wenn dann solche energetischen und handwerklich hervorragenden Platten aus dem Studium flutschen.
Die Legende besagt nämlich, dass Thees Uhlmann höchstpersönlich die Holsteiner auf deren myspace-Site hörte, sich an seine eigenen HC-Zeiten erinnert fühlte und beschloss die Band unter Vertrag zu nehmen. Somit muss ich dem guten Thees wieder zugestehen, dass er ein exzellentes Gespür für gute, frische Bands hat, die mit ihrem Klang die Hörer verzaubern können.
Im Fall von „Initiale“ liegt der Zauber aber in einer gewissen Brachialität. Denn jenseits aller Vergleich mit dem üblichem Emoverdächtigen (At The Drive-In) und dem Hinzuziehen typischer HC-Helden wie Yale oder auch Screamo-AnleihenEscapado - band ist das Grund- anliegen dieser Platte ein mark- erschütternder Kraftakt, der vor keiner Melodie, keinem Ton und keiner einzelnen Textzeile („Deine Stimme zerschneidet das letzte Vertrauen, deine Hand wird zur Faust…“) Halt macht. Trotz dieser kraftvollen Geschwindigkeit und zornigen Texte verbergen sich hinter den 11 Songs großartige Arrangements und Strukturen, die zwischen wütend und nun doch noch Melancholie hin- und herzuschwingen scheinen; und gemeinsam ein großes Ganzes bilden, etwas Abgeschlossenes. Genau das, was eine richtig gute Platte ausmacht.

Das Video Magnolien stammt noch vom 2005er Album „Hinter den Spiegeln“, aber damit man hier überhaupt was sieht:

urbane Anspieltipps: Coldblackdeathbloddmurderhatemachine, Verbindung, Was du erwartet hast

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