Der Aufstand des TeufelsEigentlich kann er uns Leid tun. Der Teufel. Er ist ein gefallener Engel. Er, ein Wesen geschaffen von Gott, begrenzt und unbedingt. Und doch mit der großen Schöpfungslust seines Vaters ausgestattet. Er will schöpfen und autonom sein in einer Welt, die nach den festen Regeln Gottes verläuft und nur durch deren Befolgung hat er Anteil am Unendlichen seines Schöpfers hat.
Es ist der Fluch des Nachkommen, des Zweiten, des Wegebetreters nicht vollständig Herr seiner Umgebung sein zu können. Die Begrenzung seiner Schöpferkraft durch die bereits fertiggestellte Welt wurmt ihn. Ihn, der im Geiste ebenso zu Großem berufen sein will, es aber nicht ausleben kann. Alles, was er schaffen darf, sind Wesen, die in unabdingbarer Abhängigkeit zu Gott und damit der Teilhabe am göttlichen All leben. Ein Leben im immer gleichsam Perfekten, nicht reduzierbaren. Nichts eigenes, nicht individuelles.

Zum Leben gehört immer Individualität, eine gesunde Eigenheit des Ichs, eine Autonomie vom Ganzen, um sich somit selbst zu konstituieren. Es gibt kein Leben ohne Individualität.

Es ist somit nur eine Frage der Zeit bis das Streben nach Individualität im Herzen des Teufels so groß geworden ist, dass ihm nur der Aufstand – die Auflehnung – gegen Gott und seine gemachten Regeln bleibt. Doch der Aufstand ist hausgemacht. Er ist sozusagen eine Fehlkonstruktion Gottes. Man kann kein individualisiertes, schöpferisch-kreatives Wesen schaffen und dann verlangen, dass dieses sich mit einer Dienerfunktion zufrieden gibt. Ein individualisiertes Wesen wird niemals auf Dauer Stellvertreter einer anderen Macht sein können.

Es muss zum Unausweichlichen kommen. Die göttliche Mißgeburt stürzt in die Tiefe. Sie wird verbannt aus dem glorreichen Himmelsreich, dem Ort der Perfektion – hernieder auf den Boden, um dort ohne die göttliche Gnade weiter zu existieren. Und nun wird er erst zum Gegenspieler Gottes. Und dies nicht aus dem Grund einer Boshaftigkeit, sondern aufgrund seiner Individualität – seines Strebens nach Unabhängigkeit wegen.

Der Teufel wird jedoch nicht vollständig verbannt. Er wird zu einer Grundkonstituente des neuen Lebens. Er gehört zu uns. Wir Menschen, Produkte der erneuten Schöpfung Gottes, bekommen den Keim des Teufels in uns eingepflanzt als unveränderlichen Teil unseres Wesens. Und so sind wir alltäglich hin- und hergeworfen zwischen dem Streben nach Selbstverwirklichung und Autonomie und der Teilhabe am entpersonalisierten Ganzen.

<causa>Das ist der Grund warum ich Filme wie „Der Exorzist“ oder „Das Omen“ nie ganz nachvollziehen kann. Sie sind Tradierungen eines Mythos, der nur eingesetzt wurde, uns kompatibel – früher mit Gott, heute mit der Gesellschaft und dem Zeitgeist – zu machen. Wir sind alle direkte Nachkommen des Teufels, nur dass wir dies vergessen haben.</causa>