Wenn ich mir das neue Smashing Pumpkins Album “Zeitgeist” so anhöre, frage ich mich, ob ich damals anno 2000 dieses Album gut gefunden hätte? Habe ich mich verändert? Klar. Das, was ich damals hörte, deckt sich nicht mit meinen aktuellen Interessen. Doch auch bei den Smashing Pumpkins ist nichts mehr beim Alten, oder doch? Als sich die Smashing Pumpkins Mitte 2000 trennten, gab es dafür zahlreiche Gründe. Weder die Verkaufszahlen für “Machina” (500 000 Stück weltweit; zum Vergleich verkaufte sich “Mellon Collie” weltweit mit ca. 16 Millionen Exemplaren und bekam allein in den USA 9mal Platin) noch die Stimmung innerhalb der Band sollen für den Fortbestand ausgereicht haben.Die Trennung tat weh, kam aber nicht von ungefähr, sondern hatte auch Gründe im veränderten Sound und Songwriting der Band. Während auf “Siamese Dreams” und “Mellon Collie” noch der beliebte Alternative-Indie-Sound mit Melancholie gepaart wurde, herrschten auf der 1998er “Adore” bereits andere synthetischere Töne vor, die Billy Corgan bis heute nicht mehr abgeworfen hat, denn auch sein 2004er Sololbum und Zeitgeist schließen sich diesem Hallen und diesen weiten Melodien wieder an. Obwohl versucht wird durch Gitarrensoli dem entgegenzuwirken.

Was haben wir nun mit Zeitgeist vorliegen? Der Opener “Doomsday Clock”, der auch auf dem Soundtrack zu Transformers zu finden ist, beginnt, ungewohnt krachig mit schönen Schlagzeugeinstieg und grollenden Gitarren, doch noch bevor die erste Minute zu Ende ist, singt Corgan in er zweiten Stimme wieder Hallendes. Der Song ist gut, ich mag ihn, aber er ist schlicht keine Meisterwerk, wie etwa ein “Zero” oder “Cherub Rock”.

Die Platte ist bemüht über die ganze Dauer durch Schlagzeug und Gitarren ordentlich Dampf zu machen, doch trotz des schönen Songwritings und keiner verkorksten Corganmelodie (ich finde dieser Mann hat noch nie einen Song gemacht, der nicht irgendwie eingängig ist), schafft es die Platte nicht, den Hörer in absolute Begeisterung zu versetzen. Zum einen mag das an den hallenden Gitarren (”That’s The Way (My Love Is”)… hätte ebenso auch auf die Machina II gepasst, die hallende Gitarren im Übermaß besaß ) liegen, aber auch daran, dass der Gesang Corgans ein bisschen an seiner bitterbösen Wut und Traurigkeit verloren hat und auf Zeitgeist, grollenden Melodien mit positiven Texten und einer widerlichen Grundfröhlichkeit gemischt werden.

Interessant ist einzelne Songs mit alten Songs und Platten zu messen. Da fällt auf, dass “Pomp And Cirumcstances” durchaus Ähnlichkeit mit Balladen auf Mellon Collie hat. Und auch das Gitarrenriff von “(Come On) Let’s Go!” nimmt durchaus Anleihen bei “Zero”. Dem ungeachtet bleibt aber der Song durch Billys Gesang beliebig und besitzt nicht die Bissigkeit und Wut von “Zero” oder vergleichbaren Songs.

Insgesamt ist es ein gutes bis durchschnittliches Comeback mit interessanten Songs, die einige Durchläufe brauchen, aber nichts, auf das die Musikwelt gewartet hat. Ich freue mich vorallem die Smashing Pumpkins auch endlich mal wieder live zu sehen – nach dem Auftritt bei Rock am Ring – und meine Hits live und in echt zu hören.

Das Video zur ersten Single: Tarantula.

urbane Anspieltipps: Doomsday Clock, Bleeding The Orchid, Starz, United States

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