Ohh mein Gott war das geil. Ich bin froh, dass wir (Jojo und ich) das nicht verpasst haben.

Boysetsfire (bsf) sind die Hardcore-Helden meiner noch nicht so langen Jugend und ich hatte immer vor auf ein Konzert zu gehen. Dass es leider auf der letzten Tour erst passieren würde, dachte ich nie. Aber die Band hatte sehr plötzlich beschlossen sich aufzulösen. Deshalb war ich umso glücklicher, als ich las, dass bsf nochmal in meine Reichweite kommen. Deshalb beschlossen Jojo und ich recht spontan im Skype alle Widrigkeiten über Bord zu werfen und da hinzufahren.

Auf jedenfall gehört zu einem anständigen HC/Emo-Konzert eine ordentliche Vorbereitung. Meine Bestand darin, heiß zu duschen, um emotional noch aufgeladener zu sein. Jojo tat das Seinige.

Ich lieh mir das Auto meiner Schwester – oh mein Gott ist das kaputt – (kleine Auswahl: Abblendlicht funktioniert nicht nur Fernlicht!, beim Tanken spritzt es aus dem Tank zurück, verschiedene Schlüssel, da in der Tür ein anderes Schloß steckt als in der Zündung, Rückwärtsgang defekt –> das Auto kann sich festfahren, Handbremse funktioniert zum Teil gar nicht, Kofferraumklappe lässt sich nur unter schwierigsten Bedingungen öffnen usw…). Aber irgendwie ist es uns gelungen doch nach Leipzig zu kommen.

flyswatterDort angekommen fanden wir nach einigen Orientierungsproblemen und der Hilfe zwei netter Tankstellenmitarbeiterinnen den Weg ins Conne Island, wo wir dann auch unsere Karten in Empfang nehmen konnten (das Konzert war ausverkauft). Nach dem Totschlagen von knapp 90 Minuten und endlosen Diskussionen, ob wir noch eine Bratwurst zur emotionalen Stärkung zu uns nehmen sollten (wir haben es dann doch nicht getan), begann das Spektakel endlich. Flyswatter, die Vorband, betraten die Bühne. Die Münchner Band spielt einen Mix aus Emo, Indie und poppigen Punk. Sie spielten zwar recht engagiert, das Publikum geriet aber nicht besonders in Wallung.

Nach einer Umbauphase kamen endlich Boysetsfire mit ihrem Opener „Walk Astray“ und dessen wunderschönen Intro auf die Bühne. Als dieses verklungen war, kam es wie es kommen musste. Knuppeldick… der Bass, die Gitarren und die Drums donnerten den Beat und die Melodie in den jetzt prall gefüllten Saal. Dazu kreischt und gröhlt Nathan Gray die Lyrics. Die Band wird an der Gitarre durch einen Roadie und später durch die einzelnen Flyswatter-Gitarristen verstärkt, da Josh sich ein schwere Rückenverletzung zugezogen hat und immernoch im Krankenhaus liegt. So unterstützt spielte sich bsf quer durch alle Alben und ließ keinen meiner erhofften Hits aus: Misery, Index, Requiem, Empire, Last Year’s Nest, Full Color Guilt, Pariah Under Glass und vorallem After The Euogly und Rookie.

Zwischenrein packten sich auch ein Acoustic-Set, um so viel wie möglich Songs spielen zu können. Es ist immer wieder erstaunlich wie wandelbar Joshs Stimme ist. Er kann fünf Minuten lang brüllen und im nächsten Moment so ein Acoustic-Set singen.

Leider war aber das Fehlen von Josh durchaus spürbar, vielleicht nicht direkt (außer manchmal) in der Musik, aber doch im Ablauf der Show. Es gab bsfkarteoft technische Probleme, was zu kurzen Unterbrechungen führte. Trotzdem fand ich die Show vom ersten Takt an gelungen, zumal die Meute ordentlich abging und ich bereits beim ersten Lied von Jojo getrennt wurde und innerhalb von Sekunden auf der anderen Saalseite angelangt war. Ich zog mich dann auch ein bisschen aus dem Hexenkessel zurück, um der Musik etwas intensiver zu lauschen. Leider kann ich mich nicht mehr an das komplette Set erinnern, geschweige denn an die Reihenfolge. Aber als ich den Saal nach dem Konzert verließ, hätte ich nicht den Eindruck, dass irgendwas wichtiges gefehlt hatte.

Ebenso stellte Jojo, der Boysetsfire in der Conne bereits vor zwei Jahren gesehen hatte, fest, dass sich das Publikum durchaus geändert hat. Waren es vorher vorallem Hardcorer (also die richtig krassen), so war das Publikum diesmal stark von Emokids geprägt. Dies passte eigentlich zu der von mir vorher geäußerten Vermutung, dass sich bsf ein wenig aus der HC-Gegend entfernt hat und kommerzieller, aber nicht schlechter geworden sind.

boysetsfireband Der Höhepunkt des Abends war dann das letzte Stück: After The Euolgy. Das durch seine Schnelligkeit und Härte und vorallem durch den „RISE!!!“-Männerchor 🙂 beliebte Stück ließ nochmal alle Emotionen hochkochen und auch ich wurde erfasst und versuchte auf die Bühne zu kommen, um dann später meinen Kindern berichten zu können: „Ich habe zu After The Eugoly >gestagedived< !" Dieses Vergnügen wurde mir aber leider durch meinen Vordermann versaut, der beim Hochklettern, mir die Brille vom Kopf schlug. Gottseidank fand ich sie dann noch auf dem Boden bevor sie zertreten wurde. Naja seis drum. Dieses Konzert hat den Abschied von Boysetsfire noch schwerer gemacht als er eh schon ist. Geil Geil... RISE.

(ACHTUNG: Der Stil dieser Konzertreview ist dem Visionsstil angepasst. 😉